rbb|24 am 17.01.2017


Von Stefan Kunze

Das längste Filmfestival Deutschlands läuft bis Mitte April
Einzigartige Naturaufnahmen, atemberaubende Bilder: Mit 60 Spielfilmen, Dokumentationen und Kurzfilmen zieht die Ökofilmtour seit Dienstag durch Brandenburg. Mit seiner dreimonatigen Tournee gilt es als das längste Filmfestival Deutschlands.

Die 12. Ausgabe der Ökofilmtour hat am Dienstagabend in Eberswalde ihre diesjährige Tournee durch Brandenburg gestartet. Bis Ende April wird das Festival des Umwelt- und Naturfilms an über 60 Spielorten ausgewählte Filme zeigen. Zu sehen ist die Schönheit der Natur, aber auch aktuelle Umwelt- und Sozialthemen werden kritisch beleuchtet, wie die gefallenen Milchpreise, die Lausitz ohne Kohle, Freizeitangeln und Naturschutz, Hunger oder die Zukunft einer Landwirtschaft ohne Gentechnik.

Filme vor Kinostart
Insgesamt 160 Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme hat die Auswahljury vom veranstaltenden Förderverein für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz - kurz FÖN e.V - gesichtet. Auf Tour gehen nun 45 Langfilme und 15 Kurzfilme sowie zwei Filme außerhalb des Wettbewerbs. Wie in den vergangenen Jahren werden auch Filme zu sehen sein, die erst nach dem Ende der Ökofilmtour in die deutschen Kinos kommen.

"Code of Survival - Die Geschichte vom Ende der Gentechnik"
Darunter ist auch "Code of Survival – Zwischen Ohnmacht und Liebe - Die Geschichte vom Ende der Gentechnik". In seinem neuen Kinofilm, der erst Ende März in die Kinos kommt, wirbt Bertram Verhaag anhand von Beispielen aus Bayern, den USA, Indien und Ägypten für eine Landwirtschaft ohne Gentechnik und Pflanzenschutzmittel wie Glyphosat. So verhindert im Himalaya eine mittlerweile ökologische Anbauweise das Abrutschen von durch Künstdüngereinsatz erkrankten Teegärten.
Der preisgekrönte Regisseur Verhaag ist der Ökofilmtour seit Jahren verbunden. Vor zwei Jahren war er selbst einer der Juroren der Ökofilmtour. Drei Mal hat er schon einen der Hauptpreise des Festivals gewonnen, den "Hoimar-von-Ditfurth-Preis für beste journalistische Leistung".
Filmstill "Neben den Gleisen", Filmpremiere am 15.2. in Potsdam; im Rahmen der Ökofilmtour u.a. auch zu sehen in Letschin

"Neben den Gleisen"
Ein anderer Film, der ebenfalls erst im März ins Kino kommt, ist "Neben den Gleisen". Der Dokumentarfilm zeigt das Leben und Lebensgefühl von Bewohnern in der Peripherie am Beispiel von Boizenburg an der Elbe. In der westlichsten Stadt von Mecklenburg-Vorpommern, gelegen im UNESCO-Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Mecklenburg-Vorpommern ist der Bahnhofskiosk ein Anlaufpunkt für Schichtarbeiter, Erwerbslose, Rentner und Jugendliche. Der Film hat am 15. Februar Premiere im Filmmuseum Potsdam, zwei Tage später ist er im Oderbruch, im Haus Lichtblick in Letschin zu sehen.

"Landstück" Uckermark von Volker Koepp
Zum Tourstart in Eberswalde zu sehen sein wird auch Volker Koepps Dokumentarfilm "Landstück". In der Uckermark konnten sich nach der so genannten Wende die Äcker zunächst erholen, entstanden Naturschutzgebiete, und Familienbetriebe stellten auf ökologischen Anbau um. Doch nun verändern Monokulturen, Windräder, Tiermastbetriebe und Biogasanlagen erneut das Landschaftsbild des dünnbesiedelten Landstücks Uckermark und damit auch das Leben der Dorfbewohner, Zugezogenen, Landwirte und Umweltschützer. Im Anschluss an die Filmvorführung am 19. Januar gibt es Gelegenheit zur Diskussion mit der Eberswalder Professorin Vera Luthardt und Michael Succow. Der Landschaftsökologe und Träger des alternativen Nobelpreises ist einer der Protagonisten von Koepps Film.

Spielorte: Von Altruppin bis Zollbrücke
Typisch für die Ökofilmtour: Die 60 Dokumentar-, Spiel- und Kurzfilme sind auch in diesem Jahr insbesondere im ländlichen Brandenburg zu sehen - in kleineren Städten, Orten und Gemeinden der Mark, wo schon lange keine Kinos mehr stehen. Bislang verzeichnet der Tourplan schon Termine in 30 Brandenburger Städten und Gemeinden, von Altruppin bis Unbesandten an der Elbe. Aber es werden noch viele weitere Orte hinzukommen, versichert Ernst-Alfred Müller vom FÖN e.V. In den vergangenen Jahren waren auch stets Schwedt, Templin, Wulkow und Zollbrücke dabei. Der Tourplan werde stets ergänzt, sowohl um Spielorte, als auch weitere Filmvorführungen an einzelnen Tagen, so Müller.
"Ausgetütet – Jona bekämpft die Plastikflut" ist u.a. zu sehen in Brandenburg a.d.H, Fürstenberg, Menz und Schöneiche

10.000 Zuschauer, fünf Preise
Ebenso typisch: Oftmals gibt es extra Vorstellungen für Kinder und Jugendliche, insbesondere für die Kleineren werden auch die Kurzfilme angeboten.
Von der deutschen UNESCO-Kommission erhielt die Ökofilmtour bereits mehrfach die Auszeichnung als offizielles Projekt der UN-Weltdekade "Bildung für Nachhaltige Entwicklung". Damit wird der von Anfang an durch das Festival verfolgte Ansatz gewürdigt, sich nicht allein auf das Genre des Umwelt- und Naturfilms zu beschränken, sondern auch die sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungsfragen aufzugreifen – ganz im Sinne des Nachhaltigkeitsprinzips.

Am Ende der über dreimonatigen Filmfestivaltournee werden rund 10.000 Zuschauer Filme der 12. Ökofilmtour gesehen haben. Sie alle können auch per Votum einen Publikumspreis bestimmen. Dieser wird beim großen Finale am 26. April in Potsdam ebenso vergeben wie vier weitere für die besten Umwelt- und Naturfilme der diesjährigen Ökofilmtour: Der "Preis der Stadt Potsdam für die beste künstlerische Leistung", der "Horst-Stern-Preis für den besten Naturfilm von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg", der "Zukunftsfilmpreis der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung" sowie der "Kinder- und Jugendfilmpreis der Heinz Sielmann Stiftung" sind mit jeweils 5.000 Euro dotiert.




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