Von Gabriele Rataj

Buckow (MOZ) Nach zwei Kino-Tagen im Vorjahr hat die Ökofilmtour 2017 diesmal an drei Tagen in den Buckower Parklichtspielen Station gemacht. Ihre Eindrücke konnten Zuschauer im Anschluss an die Abendfilme mit Sachkundigen diskutieren. Am Sonnabend kamen leider nur wenige. "Angeln verbieten?", lautete die provokante Fragestellung des letzten von sechs Ökofilm-Beiträgen, die in den Parklichtspielen gezeigt wurden. Doch während an den zwei vorausgegangenen Tagen rund 40 bzw. etwa 30 Interessierte die Filme verfolgt und anschließend mit Gesprächspartnern diskutiert hatten, saßen am Sonnabend gerade einmal sechs Leute in den Kinosesseln.

Keiner der Anwesenden, von denen allein drei aus einem der beiden ortsansässigen Anglervereine kamen, hatte das in einer "Hochburg des Naturschutzes", wie es hieß, erwartet. An einer Hand ließen sich die Vertreter der rund 2700 organisierten Angler in MOL abzählen, die im Landkreis 431 Hektar Wasserfläche bewirtschaften. Und Vertreter aus dem Naturpark Märkische Schweiz oder Naturwächter wurden ebenso vermisst.

Dabei bot die von Ulf Marquardt für ZDF/3sat gedrehte Dokumentation reichlich Stoff für Debatten. Sie fragt nach Artenschutz und Fischbesatz, Agieren und Auswirkungen der etwa drei Millionen regelmäßigen Angler in Deutschland. Sie hinterfragt Angelpraktiken, die derzeit wissenschaftlich verfolgt und an einem Beispielsee in Brandenburg auch durch Testangler begleitet werden.
Sie hält Resultate bereit, gute Überlebenschancen geangelter und zurückgeworfener kleiner Fische betreffend. Sie spricht aber auch von falschem Karpfenbesatz oder 24 000 Tonnen, die jährlich als Köderfutter in deutsche Seen gelangen und Algenwachstum befördern. Sie registriert den Rückgang der Aalbestände auf ein Prozent des Maximums in deutschen Flüssen und plädiert für das Einhalten von Spielregeln, wenn nicht sogar Quoten für Angler.
"Ich bin kein Experte", stellte Fred Schüler nach dem Film in der kleinen, aber lange diskutierenden Runde klar. Dass der Vorsitzende des Sportfischervereins Schermützelsee aber über breit gefächertes Wissen verfügt, aus reichen Erfahrungen schöpft und für die Bewahrung eines vielfältigen Unterwasserlebens brennt, ließ sich schwer leugnen.

Immer weniger Dorsche im küstennahen Ostseebereich seien zwar Tatsache, kommentierte er eine der Filmpassagen. Sie seien aber eher dem Rückzug in kühlere Ostseebereiche geschuldet als Anglern. Der Kaltwasserfisch reagiere auf drei Grad Temperaturanstieg im Gewässer.
Problematischer sei, dass der Fisch ab 38 Zentimeter Länge geangelt werde, obwohl er dann erst für Vermehrung sorgen könnte. Besser also, "wenn er bis zu einem Mindestmaß von 25 und dann erst wieder ab 75 Zentimetern geangelt wird". Ähnlich gelte das für andere Arten wie den Barsch.
Zum Punkt falscher Karpfenbesatz verwies Schüler auf die Landes-Richtlinie, von der sein Verein nur ein Fünftel je Hektar einsetze. Karpfen bleibe nicht nur ein beliebter Speise- und vor allem Sportfisch, weil er schlau ist. Der Spiegelkarpfen sei kein Pflanzenfresser, sondern fresse an Pflanzen und Boden lebende Schnecken, Würmer, Insekten. "Inzwischen haben wir im Schermützelsee wieder Röhricht und Krautbänke", führte Schüler an. Anders sei die Lage beim fremden Amurkarpfen, der Pflanzen frisst.

Übereinstimmend wurden eine differenzierte Betrachtungsweise und Denken in längeren Zeiträumen gefordert. Mit der Fischereischeinprüfung an zugelassenen Stellen (auch bei Schüler) für Raubfischangler sei es wie mit Fahrerlaubnis und StVO: Leider nicht alle halten sich daran. Gerhard Richter, Gewässerwart in Schülers Verein, betonte neben der Bestandspflege überdies die Aktivitäten des Vereins u. a. für Sauberkeit im Uferbereich. Sie sind ein kaum verzichtbarer gesellschaftlicher Beitrag.




Drei Filmabende mit Diskussion