MOZ 21.03.2014

"Zeit zum Handeln ist längst überfällig"

Strodehne (MOZ) (tob) Aufwühlend, bewegend, schockierend: So lauteten einige der Reaktionen der Zuschauer, nachdem sie sich im Rahmen der Ökofilmtour den Film "More than Honey" über das weltweite Bienensterben angesehen hatten. Mehr als 70 Zuschauer fanden am Donnerstagabend den Weg in den Gasthof Stadt Berlin in Strodehne, wo zum vierten Mal die Ökofilmtour gastierte - und auf ein begeisterndes Echo traf.

Der Verein "Lebendige Zukunft Strodehne" hatte erneut zum kostenlosen Kinoabend geladen, um die interessierte Bevölkerung aufzuklären und wachzurütteln, wie Mitgründer Jürgen Rochlitz bereits zu Beginn der Veranstaltung verdeutlichte. Auch Ernst-Alfred Müller, Festivalleiter der Ökofilmtour, war angereist. Er tourt mit dem nach eigener Aussage "längsten Festival der Welt" zwischen Januar und April 2014 und zeigt die Festivalfilme an mehr als 60 Standorten im ganzen Land Brandenburg. Neben neugierigen Anwohnern waren auch viele Gäste aus dem weiter entfernten Umland gekommen sowie einige Imker. Um in der anschließenden Diskussion noch mehr Fakten präsentieren zu können, hatte der Verein mit der kundigen Wanderimkerin Christel Pötzsch eine echte Koryphäe eingeladen.

Die ursprüngliche Bienenbegeisterung der Zuschauer über die enormen Leistungen der fleißigen Tierchen schlug schnell in Entgeisterung um, angesichts der dramatischen Bilder von Regisseur Markus Imhoof. Mit seinem Film "More than Honey", der weltweit bereits mehrere Dutzend Preise abgeräumt hat, ist Imhoof tatsächlich ein beeindruckendes Kunststück gelungen: Einerseits ist der Film ein informatives Lehrstück über die Tragik der industriellen Massenhaltung. Andererseits berührt er emotional und ermöglicht dadurch eine Aufklärung, die eine reine Dokumentation selten bietet. Hinzu kommt, dass Imhoofs Film sich auch visuell wortwörtlich in völlig neue Dimensionen aufschwingt, indem er beispielsweise die Flüge der Bienen und sogar die Paarung einer Königin mit einer speziell entwickelten Kameradrohne bildlich einfängt. In der Summe macht der Film deutlich, dass der Mensch und seine Profitgier im Allgemeinen sowie die Monokulturen im Speziellen für das Bienensterben verantwortlich zeichnen. "Die Bienen sterben am Erfolg der Menschen", erklärt Regisseur Imhoof in seinem Film. Man habe das göttliche Prinzip "macht Euch die Erde untertan" verdreht und pervertiert.

In der Diskussion warnte Imkerin Christel Pötzsch eindringlich vor den Folgen des Bienensterbens: "Die Zeit zum Handeln ist längst überfällig." Sie gab darum den neugierigen Zuschauern in der Folge praktische Ratschläge, wie sie selbst im Alltag tätig werden könnten. Jeder Gartenbesitzer solle zum Beispiel nicht sämtliche Flächen zupflastern, die wilden Blumen auch mal ausblühen lassen und das angebliche Unkraut wie Brennnesseln wachsen lassen.

René Wernitz

Foto: Blick in den Gasthof Stadt Berlin, als am Donnerstagabend die Ökofilmtour 2014 mit "More than Honey" in Strodehne gastierte.
© Tobis Nandelstäd




© Tobis Nandelstäd Blick in den Gasthof Stadt Berlin, als am Donnerstagabend die Ökofilmtour 2014 mit "More than Honey" in Strodehne gastierte.


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