Naturfilmfestival zeigt 67 Filme in 60 brandenburgischen Orten
Ökofilmtour sorgt für Zündstoff

Die Hauptstadt feiert dieser Tage wieder ihr Internationales Filmfestival. Während sich am Potsdamer Platz Stars und Sternchen auf dem roten Teppich drehen, ist in der Mark das 9. Festival des Umwelt- und Naturfilms in vollem Gang. Statt Hollywood-Größen stehen hier Zukunftsthemen von globalem Interesse im Mittelpunkt.

Strodehne
. Bei den Filmen des Festivals geht es unter anderem um den Kampf gegen Hunger und Krieg, den Einsatz für den Klimaschutz und den Erhalt der biologischen Vielfalt in der Welt. Von Letschin im Osten bis Wiesenburg im Westen des Landes und von Luckau bis Perleberg werden die Märker vor die Leinwand gelockt. Insgesamt stehen in diesem Jahr 67 Filme auf dem Programm.

„Das ist ein großartiges Projekt“, findet Dorothee Bornath. Sie hat 2010 mit Mitstreitern die Genossenschaft „Bahnhof am Park“ in Wiesenburg gegründet. 2011 holte sie erstmals die Ökofilmtour ins Dorf. Damals saß das Publikum noch in dem unsanierten Bahnhofsgebäude, erinnert sich Bornath. Inzwischen ist das Erdgeschoss wieder schick, auch eine Leinwand und ein Beamer sind vorhanden – also ein geeigneter Ort für Filmvorführungen und Diskussionsrunden. „Die Filmabende sind beliebt und sorgen oft für ein volles Haus“, erzählt Bornath. In diesem Jahr sollen hier gleich sieben Filme gezeigt werden. Das Programm haben drei Genossenschaftsmitglieder, die die Filmabende betreuen, zusammengestellt. Sehr beliebt waren in den letzten Jahren Filme zum Thema Wölfe, so Bornath. In diesem Jahr hat sie sich für Britt Beyers Doku „Werde Deutscher“ und die bildstarke Dokumentation „Das Geheimnis der Bäume“ entschieden.

Auch Margot Pröckls Wahl fiel auf den Film des Oscar-Preisträgers Luc Jaquet. Pröckl arbeitet im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes im Naturschutzzentrum Krugpark in Brandenburg/Havel. Allein zehn Filmvorführungen organisiert das Zentrum im Rahmen der Ökofilmtour. Einige davon werden im Fontane-Klub der Stadt gezeigt, denn das Publikum in den etwas abgelegenen Krugpark zu locken, sei nicht immer leicht. Immerhin kamen im vergangenen Jahr insgesamt knapp 200 Gäste. „Naturfilme kommen besser an als kritische Umweltfilme“, stellt Margot Pröckl fest. „Aber ich will nicht aufgeben“, betont die engagierte Frau, und so hat sie auch in diesem Jahr wieder Sozialkritisches im Programm wie die Reportage „Die Essensretter“ des Regisseurs Valentin Thurn.

Kritisch geht es auch von jeher an den Filmabenden in Strodehne am Rande des Havellandes zu. Hier sind der Verein „Lebendige Zukunft Strodehne“ und die Bürgerinitiative „Gegen das Steinkohlekraftwerk Arneburg“ bestrebt, die Ökofilmtour ins Haveldorf zu holen. Zum vierten Mal wird das Festival am 20. März Station machen und sicher wieder für ein volles Haus in der Gaststätte „Stadt Berlin“ sorgen. In den vergangenen Jahren war der altehrwürdige Tanzsaal oft bis an den Rand gefüllt. Allein im letzten Jahr kamen mehr als 100 interessierte Bürger um Manfred Ladewigs „Billige Brötchen“ zu sehen. Zu Gast war neben dem Filmemacher selbst auch ein Bäcker aus Rhinow. Beide diskutierten im Anschluss angeregt mit den Gästen. In diesem Jahr geht es nicht um Brötchen, sondern um Honig oder besser gesagt um die Bienen, die die Leckerei produzieren. „More than Honey. Eine Reise in die wunderbare Welt der Biene“ ist der Film des Abends. Dazu wird Christel Pötzsch von der Wanderimkerei aus Rübehorst zu Gast sein.

Natürlich soll es wieder lebendig zugehen, hofft Organisator Michael Ilg. „Die Leute sollen sich selbst eine Meinung bilden“, so Ilg. „Die Zuschauer sind dazu aufgefordert, mit ihren Fragen dem drängenden Problem zu begegnen. Vielleicht können wir aus kompetenter Perspektive differenzierte Lösungsansätze oder persönliche Strategien erfahren“, heißt es in der Ankündigung der Veranstaltung.

Wie viele andere Festspielgemeinden hat auch Strodehne keinen Kinosaal. Deshalb kommt das Festival mit mobiler Vorführtechnik und den Filmen im Gepäck zum Publikum. Häufig sind zudem Filmemacher, Politiker und Experten vor Ort um Rede und Antwort zu stehen und über die oft kontroversen Themen zu diskutieren. Genug Zündstoff für rege Diskussion gibt es allemal.

Von Christin Schmidt




MOZ 07.02.2014
PNN 10.02.2014