Deutschlands wilde Wölfe
Diskussionsabend mit mehr als 50 Interessierten in der Menzer Regionalwerkstatt
Brandenburg ist das Wolfserwartungsland Nummer 1. Grund zur Panik besteht nach Ansicht von Experten dennoch nicht. Die Ökofilmtour brachte einen Wolfs-Film nach Menz – und eine spannende Diskussion.
Von Jürgen Rammelt
MENZ Der Dokumentarfilm „Deutschlands wilde Wölfe – wie sie wirklich sind“ stand am Donnerstagabend im Mittelpunkt einer Veranstaltung in der Regionalwerkstatt in Menz. Zum achten Mal hatte das Umwelt- und Filmfestival im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land Station gemacht.
Dass das Interesse an dem Film mit anschließender Diskussion über die zunehmende Verbreitung von Wölfen in der Region groß war, bewies die beachtliche Zuschauerresonanz. Immerhin waren mehr als 50 Gäste der Einladung gefolgt. In dem Dokumentarfilm von Sebastian Koerner wurde beeindruckend gezeigt, wie das einst in Deutschland ausgerottete Raubtier zunehmend wieder heimisch wird. Die Filmaufnahmen zeigten Wolfsfamilien, die in den ehemaligen Braunkohlenrevieren der Lausitz leben.
Es wurden einzigartige Aufnahmen über das Verhalten der wild lebenden Wölfe gezeigt. Dabei erfuhren die Zuschauer, dass die Sozialstrukturen dieser Tiere sich wesentlich von denen unterscheiden, die in Gefangenschaft leben. In ihrem Verhalten ähneln die seit zehn Jahren in Deutschland anzutreffenden Raubtiere eher den Menschen. Allerdings wurde auch deutlich, dass die Wölfe sehr scheu sind und dem Menschen eher aus dem Weg gehen. „Wer Wölfe sehen will, der soll lieber zu uns kommen“, sagte Peter Mancke, der Leiter des Tierparks Kunsterspring.
Mancke gehörte neben Jens Teubner von der Naturschutzstation Zippelsförde bei Neuruppin sowie den Schäferinnen Dorit und Paula Eckert aus Mirow zu den Gesprächpartnern der anschließenden Diskussion, bei der es ebenfalls um den Wolf ging. Dabei wurde noch einmal deutlich, dass in Deutschland derzeit etwa 100 Wölfe leben und dass Brandenburg das Wolfserwartungsland Nummer 1 mit den meisten Populationen ist.
Mit Hinweis auf den derzeit diskutierten Managementplan des Landes Brandenburg ging die erste Frage an die Schafzüchterinnen aus Mecklenburg-Vorpommern. „Obwohl wir keinen solchen Plan besitzen, haben wir mit Wölfen kein Problem“, erklärte die 52-Jährige, die seit 2002 Schafe besitzt und seit 2008 hauptberuflich die Schafzucht als Gewerbe ausübt. Die in Mirow beheimatete Schäferin, berichtete, dass es bereits Verluste durch den Wolf gab, aber das Land Schadenersatz geleistet hat.
„Wir bekommen Fördermittel für Netze und Schlaggeräte“, erklärte Dorit Eckert. Außerdem verwies ihre Tochter Paula (24) auf die Anschaffung von speziellen Herdenhunden. Die Pyrenäen-Berghunde würden sich gut als Schutz gegen Wölfe eignen. „Die Leidtragenden sind eigentlich die Hobbytierhalter, die ihre Tiere nicht so schützen, wie wir es tun“, erklärte Dorit Eckert.
Auch das Problem der Tollwut wurde in der Diskussion angesprochen. Aber auch da gab es Entwarnung. Jens Teubner verwies auf Impfkampagnen sowohl in Brandenburg, als auch in den angrenzenden Gebieten Polens, in Litauen und Weißrussland. „Es wurden 40 Fälle untersucht, die alle negativ waren“, erklärte der Fachmann.
Auch was die Gefahr des Wolfes für die Menschen betrifft, warnten sowohl Peter Mancke als auch Jens Teubner vor übertriebener Panikmache. „Wölfe gehen uns Menschen aus dem Weg“, erklärte der Tierparkleiter. Die Tiere können uns viel eher hören, riechen und wahrnehmen, so dass sie bewusst den Kontakt meiden. Selbst die Angst vor einer Überpopulation sei unbegründet, weil Wölfe sich nur so vermehren und verbreiten würden, wie sie Reviere finden. „Eine Auswilderung von Wölfen aus Tierparks ist nicht vorgesehen“, erklärte Mancke.
Zu denen, die sich Sorgen um ihre Tiere machen, gehörte auch Sven Deter. Der Landwirt aus Wulkow bei Neuruppin berichtete von der Muttertierhaltung, bei der zum Beispiel Kälbchen zu Opfern von Wölfen werden können. „Das A und O sind die Zäune“, erklärte die Schafzüchterin, deren Herde 500 Tiere zählt.
Allerdings war man sich am Ende auch einig, dass nicht jede Herde mit Zäunen geschützt werden kann und nicht alles praktikabel ist. Außerdem berichtete Jens Teubner, dass bei den Einzelfällen, in denen Kälber durch Wölfe gerissen wurden, Schadenersatz geleistet wurde.