Preisverleihung des 8. Festivals für Natur- und Umweltfilme „ökofilmtour 2013“



 



Preise des 8. Festivals des Umwelt- und Naturfilms Ökofilmtour 2013


Bester Kinder- und Jugendfilm dotiert mit 1.000 Euro von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Rising Hope
Regie: Milen Vitanov
Autoren: Milen Vitanov, Vera Trajanova
Kamera: Olaf Aue
Animation: Milen Vitanov, Lars Krüger, Martin Freitag, Nikolai Neumetzler, Michael Herm
Produktion: Studio „Talking Animals“/ZDF, HFF „Konrad Wolf“ 2012

Begründung der Jury:
Kaum ein Film könnte die menschliche Sehnsucht nach der Natur wohl unpathetischer ausdrücken als die Animation jener wachsenden Hoffnung des Rennpferdes „Rising Hope“ auf Ruhe, Vogelgezwitscher und saftige grüne Landschaft - soweit das Auge reicht. Die dafür erfundene humorvolle Parabel ist voller Details und Metaphern über die heutige auf Wettbewerb orientierte Lebensweise, die krank macht. Wenn Leistung ausbleibt, endet die Karriere. Die originellen Figuren sind handwerklich perfekt gestaltet. Die Handlung mit jähen pointierten Wendungen vermeidet jede vordergründige Belehrung. Die Ästhetik der Bildsprache spricht Zuschauer jeden Alters an und bewirkte durch die sensiblen bis turbulenten Situationen vor allem bei Kindern und Jugendlichen Zustimmung und laute Begeisterung.



Bester Naturfilm dotiert mit 5.000 Euro von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Die Cevennen – Kulturlandschaften Europas
Autor/Regie: Susann Reichenbach und Olaf Jacobs
Kamera: Andreas Stahl
Schnitt: Tom Chapman
Produktion: Olaf Jacobs, Hoferichter & Jacobs GmbH - 2012

Begründung der Jury:
Der Film überrascht mit einer für ihren sanften Tourismus wenig bekannten Kulturlandschaft im Süden Frankreichs. Die Vielfalt dieses Mittelgebirges hat viel mit der Geschichte der Menschen zu tun, die hier lebten. Sie legten auf kargen Hochplateaus landwirtschaftliche Terrassen an und formten so maßgeblich die grünen Täler. Eindrucksvoll werden die geschichtlichen Spuren mit den Geschichten der Menschen verbunden, die nach langer Zeit diesen ältesten französischen Nationalpark wieder besiedelten und dort bis heute in Harmonie mit der Natur leben. Seit 2011 gehört er zum „UNESCO-Welterbe der Menschheit“. Mit den filmischen Mitteln, wozu auch die ruhigen, ästhetisch reizvollen Kamerabilder gehören, bis hin zum angemessenen Kommentar hat dieser Naturfilm die Jury durch seine beispielhafte Gestaltung überzeugt.


Zukunftsfilmpreis dotiert mit 5.000 Euro von der Stiftung Lebendige Stadt Hamburg, verliehen vom Bundesdeutschen Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management (B.A.U.M. e.V.)

Der große Irrtum
Autor/Regie/Schnitt/Produktion: Dirk Heth und Olaf Winkler
Kamera: Dirk Heth

Begründung der Jury:
Ein zukunftsweisender Film, der „unter die Haut“ geht und tief hinein in die deutschdeutsche Geschichte führt - über fast zwei Jahrzehnte zurück nach Eggesin, Magdeburg oder München. Bohrende Fragen über die soziale Situation der deutschen Gesellschaft werden gestellt, mit denen sich der Zuschauer identifizieren kann. Der Erzähler ist Kameramann. Er verbindet authentische Bild-Ebenen der Vergangenheit und Gegenwart mit immer neuem Mut seiner Protagonisten: Ihre Utopien beim Zusammenbruch der DDR und die neuen Ideen danach. Der Film gerät nie ins Ideologisieren, aber „Bürgerarbeit“ statt deprimierender Arbeitslosigkeit erweist sich als großer Irrtum. Eine dokumentarische Bildgestaltung, die man so schnell nicht vergisst, für ein ungewöhnliches Zeitdokument, das selbst noch aus Niederlagen Hoffnung schöpft.



Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung verliehen durch die Deutsche Umwelthilfe e.V.

Kaufen für die Müllhalde
Autor/Regie: Cosima Dannoritzer
Kamera: Marc Martinez Sarrado
Schnitt: Georgia Wyss
Produktion: Media 3.14 – Article Z, TV Spanien, Koproduktion mit ARTE France
Redaktion: Claudia Bucher 2011

Begründung der Jury:
Das, was Zuschauer allzu oft schon selbst erfuhren, hat seit dieser Dokumentation einen Namen: „geplante Obsoleszenz“. Journalistisch groß angelegt ist die Suche nach den historischen Anfängen und Gründen für dieses Grundprinzip der Konsum- und Wegwerfgesellschaft, das die vorsätzliche Verkürzung der Lebensdauer von Beginn an vorsieht. Dank Billigproduktion und verschwenderischem Rohstoffeinsatz ist es zum Grundpfeiler der Überflussgesellschaften und ihres Fetischs Wirtschaftswachstum geworden. Eine weltweite Flut von Wohlstandsmüll und schwindende Ressourcen sind die Folge. Der Film ist ein journalistisches Meisterwerk. Er zeigt, wie verhängnisvoll dieses Mittel zur Ankurbelung der Konjunktur ist und bietet dem Kapitalismus sogar Lösungswege an, um nicht schon in naher Zukunft sich und uns alle zu vernichten.



Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung verliehen durch die Deutsche Umwelthilfe e.V.

Das ZDF-Doku-Format "planet e." mit den Sendungen „Räuber der Meere“, „Tod im Bienenstock“, „Weltenretter 3.0“ und „Die Wölfe kommen
Leitung der Umweltredaktion: Volker Angres
Autoren: Winfried Schnurbus, Bernd Welz, Jana Lemme, Axel Gomille

Begründung der Jury:
Die Jury würdigt mit dieser Auszeichnung insgesamt das hohe journalistische Niveau dieser Sendereihe, die seit Oktober 2011 regelmäßig wichtige Natur- und Umweltschutz-Themen in den gesellschaftlichen Disput stellt. Durch die Umweltredaktion des ZDF wird dieser Bildungsauftrag im öffentlich-rechtlichen Fernsehen über mehr als 20 Jahre in der Tradition Hoimar von Ditfurths repräsentiert. Beispielhaft zu nennen sind dafür die investigativen Recherchen und die originelle dramaturgische Gestaltungsform jeder einzelnen für dieses Festival nominierten Sendung. Sie geben neben der Brisanz an Informationen auch eine Sicht auf die globalen Wirkungen und finden einen sehr emotionalen Zugang zu den Umweltthemen. Als Protagonisten werden Persönlichkeiten vorgestellt, mit denen sich vor allem junge Zuschauer sehr gut identifizieren können. Auch die überzeugende Kraft, mit der die Sendungen von Volker Angres, dem Leiter der ZDF-Umweltredaktion, den Zuschauern präsentiert werden, gibt diesem Sendeformat ein unverwechselbares Gesicht.



Preis der Stadt Potsdam für die beste künstlerische Leistung dotiert mit 5.000 Euro vom Klimabündnis der Landeshauptstadt Potsdam

Raising Resistance
Autor/Regie: Bettina Borgfeld und David Bernet
Kamera: Marcus Winterbauer, Börres Weiffenbach
Schnitt: Inge Schneider
Musik: Ali N. Askin
Produktion: Deutschland, Schweiz Oliver Stoltz, Dreamer Joint Venture
Verleih: Pandora – Kinostart: 2012

Begründung der Jury:
Ein Kinofilm, der diesem Festival entspricht: Gerechte Globalisierung fordern die Campesinos in Paraguay angesichts der Sojafelder bis zum Horizont, die ihnen und ihren Kindern mit giftigen Pestiziden und gentechnisch erzeugten Monokulturen die Zukunft rauben. Der Film dokumentiert diesen Kampf auf Augenhöhe mit den Protagonisten außerordentlich plastisch, ein genaues Bild der Ereignisse, die nicht extra kommentiert und erläutert werden. Die fein abgestimmte Musik gesellt sich als selbständige Sprache dazu. Dem Zuschauer wird in schönsten Bildern gezeigt, wie die Natur verödet, gleichsam mit der Erosion der sozialen Chancen der Kleinbauern und mit den wachsenden Gewinnen der Soja-Großbauern, Gentechniker, Börsenspekulanten und Politiker, die alle zu Wort kommen. Fazit: Welches Wachstum brauchen wir? Was taugen unsere Klimaschutz-Anstrengungen hier, solange wir für die Futtermittel unserer industriellen Massentierhaltung in anderen Teilen der Welt den Regenwald vernichten und so die für das Klima wichtige Natur opfern?!



Zuschauerpreis der Ökofilmtour 2013

Schweine für den Müllcontainer (Sendereihe „betrifft“)
Autor/Regie: Edgar Verheyen
Kamera: Jens Köppelmann, Frank Waldschmidt
Schnitt: Henri Kuhnke
Produktion: Nova Entertainment Hamburg, SWR Baden-Baden 2012

55 Millionen Schweine werden jährlich in Deutschland geschlachtet, die industrielle Schweinezucht boomt, es entstehen riesige neue Tierfabriken. Immer stärker sind die Produktionsbedingungen in der agrar-industriellen Nutztierhaltung wirtschaftlichen Zwängen unterworfen. EU, Bund und Länder fördern eine industrielle Massentierzucht, die zu Überproduktion führt. Die Folge: die Preise für Schweinefleisch sind so günstig wie schon lange nicht mehr und – Fleisch hat beim Endverbraucher keinen Stellenwert. Bis zu einem Drittel davon, so Experten, landen niemals in einer Bratpfanne, sondern auf dem Müll, rund 20 Millionen Tiere werden völlig umsonst gemästet. Sie werden tierquälerisch gehalten und sterben am Ende einen sinnlosen Tod. Der Film legt schonungslos die Hintergründe dieser Fleischproduktion offen.



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