„Mucke“ als Abspann

Deutschlands längstes Filmfestival feierte sein Finale

Von Ildiko Röd

Nein, Schlüpfer und sonstige Dessous flogen leider keine auf die Bühne des Hans-Otto-
Theaters, als die „Band ohne Namen“ am Mittwoch zum Abschluss der diesjährigen Ökofilmtour
groß aufspielte. Dafür flogen den Musikanten Andreas Dresen, Axel Prahl und ihren
Bandkollegen die Herzen des Publikums zu. Es kommt eben doch auf die inneren Werte an!
Klar, dass auch den Festivalmachern Ernst-Alfred Müller und Jutta Schölzel angesichts des
Ansturms im ausverkauften Theatersaal das Herz aufging.

Als dann der offizielle Akt mit den Preisverleihungen und der „Mucke“ vorbei waren, sank
endlich auch die Lampenfieberkurve bei den Festival-Machern. Das Duo Müller-Schölzel macht
im Haus der Natur an der Breiten Straße bei der vielmonatigen Vorbereitung einen echten
Herzblut-Job. Was nur wenige wissen: Die Ökofilmtour ist vom zeitlichen Rahmen her ein X-
Large-Festival – das längste Filmfestival Deutschlands, wenn nicht der ganzen Welt. „Über
zwölf Wochen lang zeigen wir die Filme in ganz Brandenburg; nächstes Jahr werden es durch
Ostern wahrscheinlich sogar 15 Wochen sein“, erzählte Ernst-Alfred Müller auf der After-Show-
Party im Foyer. Gitarrenkönig Axel Prahl hatte sich da allerdings schon vertschüsst nach einem
intensiven Tag. Weil die Band sich nur in Abständen trifft, war noch eine Probe vor dem großen
Auftritt anberaumt. Mittags ging’s schon los. Zur Halbzeit um 16 Uhr kredenzten die
Festivalmacher den Musikern eine Kiste Bier. Härtere Drogen gab’s – siehe Drugs & Rock’n’Roll
– nicht. Härtere Musik gab’s aber auch nicht. Sehr zum Kummer von Band-Mitglied Jörg
Hauschild, den man mit dem Liedgut des singenden Baggerfahrers Gerhard Gundermann nach
eigenem Bekunden „um die Häuser jagen kann“. Viel mehr gelüstet ihn nach „Rammstein,
Linkin Park“. Aber „Gundi“ ist nun mal die Hausmarke der „Band ohne Namen“ und heiß
verehrt von Dresen und Prahl. Im Brotberuf arbeitet Hauschild ja als „Editor“
(Filmschnittmeister), sehr oft für Dresen-Filme. Auf die nicht ganz ernst gemeinte
Frage „Träumen Sie von einem Karrieresprung vom Schnittmeister zum Bravo-
Starschnittposter-Boy?“ verriet er seinen ursprünglichen Traum: „Eigentlich wollte ich
Musikproduzent werden.“ Schließlich hat er mal Ton an der HFF studiert.

Was Regie-Ikone Rolf Losansky ursprünglich werden wollte oder ob Regie immer schon auf
seiner Topjob-Liste stand, konnte leider nicht in Erfahrung gebracht werden. Eine Autopanne
hatte Losansky das Ökofilmtour-Finale vermasselt. „Aber im nächsten Jahr wird er Mitglied
unserer Jury“, verriet Ernst-Alfred Müller gestern, als sich nach Mitternacht die letzten
Unermüdlichen vom Theaterfoyer verabschiedeten.