Boris Kruse
Drei Tage filmischer Umweltschutz

Eberswalde (MOZ) Mit "Energieland" hat am Dienstag das Ökofilmfestival in der Aula der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) begonnen. Regisseurin Johanna Ickert wohnte der Vorführung bei, um hinterher über ihre Dokumentation der Konflikte um CO2-Verpressung zu diskutieren.

Da hatte Festivalleiter Ernst-Alfred Müller seine Rechnung ohne die Studenten gemacht: Erstmalig startete das Ökofilmfestival in diesem Jahr bereits um 18 Uhr. Zu früh offenkundig für den akademischen Nachwuchs, der erst nach und nach in der Aula in der Friedrich-Ebert-Straße eintrudelte. "Und dabei haben wir schon ein akademisches Viertel drangehängt", so der Organisator vom Förderverein für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz (FÖN). Die, die gekommen waren, widmeten sich aber gebannt dem Geschehen auf der Leinwand.
Eine kleine Überraschung kündigte Ernst-Alfred Müller gleich zu Beginn des dreitägigen Festivals an: Alle 40 Langfilme und acht Kurzfilme, die in diesem Jahr durch ganz Brandenburg reisen, sollen künftig auch in der Bibliothek der HNE einsehbar sein. Zwei Pappkartons mit DVDs brachte Müller dafür aus Potsdam mit.
Hochschul-Präsident Wilhelm-Günther Vahrsson hieß das Festival auf dem Campus willkommen. Über ein "dickes und spannendes Programm", das der FÖN mit "viel Liebe und Kraft" zusammengestellt habe, freute sich der Hochschulleiter.
Im mittlerweile siebten Jahr der Ökofilmtour hofft Festivalleiter Ernst-Alfred Müller nach wie vor darauf, dass Umweltfilmen in Zukunft von Fernsehsendern und Programmkinos mehr Raum gegeben wird: "Naturschutz fristet immer noch ein Nischendasein", meint der langjährige Filmemacher im Gespräch am Rande des Geschehens.
Müller verzeichnet aber auch Erfolge des Festivals. Wann immer die Umwelt einen starken Anwalt braucht, sind engagierte Filmemacher zur Stelle: "Alle thematischen Schwerpunkte sind gut besetzt", sagt der Festivalleiter, der gemeinsam mit seinen Mitstreitern in jedem Jahr eine dreistellige Zahl an Filmbeiträgen sichtet.
Der Start der Ökofilmtour ist in jedem Jahr auch Anlass, über Fragen wie Fundraising und Vermarktung einschlägiger Filmbeiträge nachzudenken. "Eine Finanzierung wird oft nur durch das Fernsehen sichergestellt", bedauert Ernst-Alfred Müller die schwierige Situation von mutigen Nachwuchsfilmern, die zwar jede Menge Ideen, aber noch kein Renommee und erst recht keine finanzkräftige Produktionsfirma im Rücken haben.
Durch eine Reihe findiger Finanzierungsmodelle sei es jedoch auch solchen kritischen Filmjournalisten bisweilen möglich, ihre Vorstellungen zu realisieren. Ein erfolgreiches und nicht ganz alltägliches Modell sieht demnach so aus, dass ein Film zwar für das Kino produziert, aber von einem Fernsehsender kofinanziert wird. Der Sender sichert sich damit die Zweitverwertung. Bei der Gelegenheit weist Müller außerdem auf die rund 20 000 Euro hin, die sein Verein jährlich durch Preise als Förderung unter Nachwuchsfilmern ausschüttet.
Die große Herausforderung für die Ökofilmtour sieht Müller darin, "eine aktuelle Übersicht des Vorhandenen zu geben". Um dies zu gewährleisten, dürfen die Beiträge des diesjährigen Festivals nicht vor dem Januar 2010 produziert worden sein. "Auch wenn es uns manchmal weh tut, weil wir auf viele Filme, die durchaus gut ins tagespolitische Geschehen passen, verzichten müssen", erklärt Müller.
Am Mittwochabend geht das Festival weiter mit dem animierten Kurzfilm "Herr Meier und der ökologische Fußabdruck" und dem Doku-Streifen "Taste the Waste", in dem es um Verschwendung von Lebensmitteln geht. Beginn ist um 19 Uhr. An einem Publikumsgespräch dazu nehmen neben dem Eberswalder Bio-Händler Torsten Pelikan und Silke Vollbrecht von der Verbraucherzentrale auch zwei Vertreter der Politik teil: die Bundestagsabgeordnete Sabine Stüber (Linke) und der Landtagsabgeordnete Axel Vogel (Grüne).
Ab 22 Uhr folgt die Doku "Der Landhändler - Ganz ohne Gentechnik" von Bertram Verhaag, eine kritische Auseinandersetzung mit der Agro-Gentechnik. Ab 23 Uhr ist dann noch "Und ewig sterben die Wälder" zu sehen; ebenfalls eine Doku, die eine nunmehr 30 Jahre alte deutsche Debatte aufgreift, nach den Ursachen für die damalige Panik fragt und den heutigen Zustand der Wälder ins Auge fasst.