Elke Lang

Ökofilme im Observatorium

Lindenberg (MOZ) Mit Vertretern von Grüner Politik und Energiewirtschaft waren am Mittwoch vermeintlich kontroverse Gesprächspartner als Podiumsgäste zur Ökofilmtour im Klubhaus des Lindenberger Observatoriums zusammengekommen. Gemeinsam eingeladen hatten bereits zum sechsten Mal das Richard-Aßmann-Observatorium und das Wettermuseum.

Diesmal ging es um das Thema Energiewende. Als Ausgangspunkt zur Diskussion mit den zahlreich erschienenen Interessierten waren die zwei Filme "Strom 2.0 - Energie intelligent nutzen" und "Energiewende unter Hochspannung" gezeigt worden. Die Hauptaussage des ersten Films lautete: Erzeuger und Verbraucher lokal zusammenbringen, damit es möglich ist, Energie gezielt dann zu verbrauchen, wenn viel im Netz vorhanden ist. Dabei geht es um die Vermeidung des Netzausbaus, der gerade laut dem zweiten Film überzeugend als unabdingbar dargestellt ist. Strom aus erneuerbarer Energie werde an ganz neuen Standorten erzeugt, heißt es. Die Uckermark als industrieschwache Region mit relativ geringem Stromverbrauch könnte durch Windkraft ganz Brandenburg und Berlin versorgen, wenn es die Stromnetze hergeben würden. Diese seien aber seit den 70er Jahren nicht mehr verändert worden.

Mit den Stichworten Netzausbau und Windkraft waren auf dem Podium einmal Michael Kaiser, Leiter des Geschäftsbereiches Netzservice der E.ON Edis AG, zum anderen Seied Nasseri vom Bundesverband WindEnergie e. V. angesprochen. Bernd Stiller, Vorsitzender des Wettermuseums, der die rund zweistündige Diskussion moderierte, fasste zum Schluss zusammen: "Über die Energiewende sind sich alle einige. Gestritten wurde um die Umsetzung."

Da ging es einmal um die Entscheidung zwischen oberirdischer oder unterirdischer Verlegung der "Uckermarkkabel", die quer durch die Schorfheide verlaufen würden. Da war Bundestagsmitglied Cornelia Behm vom Bündnis 90/Die Grünen als Sprecherin für ländliche Entwicklung und Waldpolitik gefragt. "Wir unterstützen Erdkabel trotz des kritisierten massiven Eingriffs in die Landschaft, unter anderem, weil 60 Prozent der Menschen elektrosensibel sind", war ihr eindeutiges Bekenntnis. Auch "dass wir mit Windkraft in den Wald gehen", ist für sie kein Problem, wenn es sich um Kiefernbestände handele. Ziel sei es, von derzeit bundesweit 20 Prozent erneuerbarer Energie auf 80 Prozent zu kommen, und Behm nahm erfreut die Ausführungen von Seied Nasseri zur Kenntnis, dass die Industrie die Windkraftanlagen immer weiter optimieren will, die Anlagen immer größer werden.

Aber auch Argumente gegen Windkraftanlagen wurden vorgebracht: Nervende Lichtsignale, Gefährdung der Sicherheit rund um Flugplätze - und wer baut die überalterten Mühlen wieder ab? Bei Letzterem beruhigte Cornelia Behm: "Ein Windkraftrad ist so schnell abgebaut wie aufgebaut - im Gegensatz zu Atom- und Kohlekraftwerken." Dass aber Windkraftanlagen auch die Windradarmessungen des Wetterdienstes stören, wird wohl im Moment noch ein Problem bleiben.

Auch bei Michael Kaiser, der unter anderem über die Schwierigkeiten bei der Entwicklung von leistungsfähigen Hochtemperaturleitungen berichtete, fand die Politikerin ihre Schnittstelle, indem sie dafür plädierte, dass die Forschung sich lieber mit neuen Technologien, die Stromnetze und -speicher betreffend, befassen solle, statt mit der CCS-Technologie.

Und was hat der Gastgeber, das Observatorium, mit der Energiewende zu tun? "Es ist eine Herausforderung für die Meteorologie, durch unsere Vorhersagen der Windangebote und Sonnenstrahlung Planungssicherheit für die Energiewirtschaft zu schaffen", erklärte dazu der Stellvertretende Leiter Frank Beyrich.