Gelbe Kreuze aus Ostbrandenburg
Emotionale Debatte um „Energieland“ zum Eröffnungsabend der siebten Ökofilmtour im Filmmuseum

POTSDAM / INNENSTADT - Protest im Filmmuseum: Gelbe Holzkreuze in X-Form, Plakate wie „Stoppt das CO2 Endlager“, Ministerpräsident Platzeck als Hampelmann – die Wutbürger der Bewegung gegen die unterirdische Speicherung von Kohlendioxid waren zum Auftakt der siebten Ökofilmtour am Donnerstagabend mit klaren Botschaften angereist. Auf dem Spielplan stand „Energieland“ – eine Dokumentation über die Braunkohleregionen Ostbrandenburgs und den Kampf der Bürger gegen das vom Energieriesen Vattenfall geplante CO2-Endlager.

Wie berichtet, drehte die Babelsberger Filmstudentin Johanna Ickert „Energieland“ – unter finanzieller Beteiligung von Vattenfall. Dieser Umstand führte nach der Vorführung zu Diskussionen. Trotz ihres „kritischen Verhältnisses“ zu dem Energiekonzern habe sie den Film machen wollen. Vattenfall habe inhaltliche Freiheit zugesichert: „Es gab zwar keine Zensur, aber Formen indirekter Einflussnahme“, so die Studentin, ohne konkreter zu werden. Sie beklagte auch, bei den CO2-Gegnern unter „Trojanerverdacht“ gestanden zu haben. Dennoch gaben ihr Aktivisten wie Ulf-Michael Stumpe von der Bürgerinitiative „CO2ntra“ Interviews.

Kontakt zwischen Vattenfall und der Babelsberger Filmhochschule gab es bereits 2009. Damals lud der Energieriese Studenten zu einer Reise nach Schwarze Pumpe ein, damit sich der Filmnachwuchs vor Ort ein Bild machen und Filmideen entwickeln könne, sagte Wolfgang Rolland, Geschäftsführer der Vattenfall Europe Carbon Storage GmbH, am Donnerstagabend. Ickert habe eine „Märchenfilm-Skizze“ über eine Kohlendioxid-Figur vorgeschlagen. Auch die Idee zu einer Dokumentation, aus der letztlich „Energieland“ wurde, sei von einer Filmstudentin gekommen.

Obwohl Ickert nicht glücklich über die Produktionsumstände ihres Films ist, gab es viel Lob. Aktivist Stumpe würdigte den Film als „absolutes Zeitdokument“, auch Umweltministerin Anita Tack (Linke) war angetan. Rissig wurde die Harmonie erst, als Stumpe einen Schulterschluss mit der Ministerin ablehnte. Tack hatte zuvor die „sehr lebendige“ Brandenburger Demokratie gefeiert: „Gut, dass es so viel Bewegung gibt.“ Demokratie sei hierzulande aufgrund der bestehenden Machtverhältnisse zwischen Politikern und Bürgern „sehr schwer“ umzusetzen. Vattenfall-Chef Rolland sagte zu, dass es kein „Wiederaufleben“ der Technologie zur CO2-Verpressung gebe, nachdem das Projekt vom Land abgesagt wurde.

Im Programm der Ökofilmtour werden in den nächsten drei Monaten in 70 Brandenburger Orten 49 Beiträge gezeigt, die sich mit ökologischen Themen wie Klimawandel, Atomausstieg, Artenschutz und Gentechnik, aber auch mit den Folgen von Krieg und Globalisierung sowie mit sozialen Problemen befassen. Für den Wettbewerb sind 120 Filme eingereicht worden. (Von Ricarda Nowak)