Wege aus der Wachstumsfalle

4. Filmfestival am Ludwigsfelder Marie-Curie-Gymnasium


LUDWIGSFELDE - Aus über 40 Filmen, kostenlos zur Verfügung gestellt von der Öko-Filmtour des Landes Brandenburg, hatten Abiturienten des Marie-Curie-Gymnasiums vier Filme für das diesjährige Festival ausgesucht. Das waren „Leben in Hast“, „Taste the Waste“, „Halabja“ sowie „Radioaktive Wölfe“. Eingeladen für die Diskussion zum Thema des Hauptfilms „Leben in Hast“ hatten die Abiturienten den Mediziner Mazda Adli von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Charité.

Der Film „Leben in Hast“ sei ein Muss, sagten Miriam Sprenger und Olivia Klaehn aus der 10c, stelle er unter anderem doch die Frage nach Wegen aus der Wachstumsfalle. „Das kapitalistische Wertesystem sorgt dafür, dass wir immer mehr haben wollen, wenn wir längst schon genug haben“, heißt es im Film. Die Lebenssituation des einzelnen in der Gesellschaft zu verändern sei schwierig, meinte der Mediziner. Von einer Lehrerin kam der Rat, der einzelne könne seine Sicht auf die Dinge ändern, denn „was uns nicht umbringt, das macht uns stark“.

Stress durch Sport, Yoga oder Meditation abzubauen, das gelänge nur bedingt, erklärte eine Schülerin, der die so verbrachte Stunde fürs Erledigen ihrer Aufgaben fehlen würde. Und der Gedanke an die fehlende Stunde bereite schon wieder zusätzlichen Stress. Oberarzt Adli weiß: „Das Problem beginnt dann, wenn die Erholungsfähigkeit verloren geht.“

Bezogen auf Schule wurde angeregt, eine Stunde später mit dem Unterricht zu beginnen. Es gäbe Untersuchungen, nach denen Leistungsfähigkeit und Zensurendurchschnitt deutlich steigen, wenn Schüler und Lehrer ausgeschlafen zum Unterricht erscheinen. Auch ein kurzes Nickerchen um die Mittagszeit sei hilfreich. Ruheinseln und Rückzugsmöglichkeiten brauche man im Schulalltag. Eine Schülerin wünschte sich einen Ruheraum samt Meditationslehrer.

Mazda Ali referierte am Nachmittag noch vor dem Kollegium des Gymnasiums über die großen Volkskrankheiten Depression und Burn-out, an denen Frauen doppelt so häufig erkranken wie Männer.

Frances Döbel und Maria Geise vom Gymnasium hatten den Film „Taste the Waste“ mit ausgesucht. „In der Regel sind unsere Kühlschränke zu voll“, sagte Maria, die nie mit hungrigem Magen einkaufen geht, denn „man kauft zu viel, wenn man hungrig ist.“

Der Film „Halabja“ ist ein Dokument dessen, was Menschen einander antun. Bei einem Giftgasbombardement Saddam Husseins auf Halabja im Jahr 1988, auf eine Stadt im eigenen Land, verloren 5000 irakische Kurden ihr Leben. Ohne eingreifende Kommentare sprechen Überlebende des Angriffs für sich, das sei eine berührende, unter die Haut gehende Anklage, so die Schüler.
Der Film über die radioaktiv verseuchten Wölfe von Tschernobyl schließlich führte auch zum Thema Wölfe in Brandenburg, mit denen sich Dustin Teschner, Tobias Erdmann und Tom Jacobs auseinandersetzten. Sie würden dann nur noch mit Pfeffersprays in den Wald gehen, meinten die drei. Übrigens, dass zum Filmfestival auch Bürgermeister Frank Gerhard gekommen war, der eigentlich an diesem Tag keine Zeit hatte, war der gut gemachten Einladung durch die Abiturienten zu verdanken. (Von Gudrun Ott)