Von Fröschen und Fledermäusen
„Ökofilmtour“ mit Preisverleihung beendet

POTSDAM - Im vergangenen Jahr mussten bei der Preisverleihung der „Ökofilmtour“ im Potsdamer Filmmuseum die Leute stehen, so voll war der Saal. Denn das musikalische Begleitprogramm gestalteten Axel Prahl und Andreas Dresen. Am Mittwochabend waren weit weniger Besucher gekommen, sogar einige Preisträger fehlten. Dafür kann aber das Festival nichts, denn auch die siebte Auflage des „längsten Filmfestivals der Welt“ war wieder sehr erfolgreich. 10 000 Zuschauer konnten registriert werden. Mehr als drei Monate lang reisten die Veranstalter durch Brandenburg und zeigten in insgesamt 76 Orten ihre Filme, auch oder gerade dort, wo keine Kinos mehr vorhanden sind. Vor allem die Schulen profitierten von dem breiten Angebot. Und das kann sich wahrlich sehen lassen.

Da geht es zum Beispiel um das wuselige Leben in einem Apfelbaum, wahre Tierherden wie Blattläuse, Apfelblütenstecher oder Apfelwickler in Großformat tummeln sich direkt vor unserer Haustür. Da beobachtet die Kamera Fledermäuse in Zeitlupe bei der Balz oder bei der Geburt ihrer Jungen. Da die Tiere ja lichtscheu sind, entstanden sensationelle Bilder. Da sinniert ein animierter Frosch über das Wetter und sagt „dann explodiert die Erde“. Und ein mitgebrachtes Baby im Kinosaal beginnt sofort zu schreien, als hätte es die Worte verstanden.

Man hätte nicht nur diesen Film gern in voller Länge gesehen. Aber bei einer Preisverleihung können immer nur Ausschnitte gezeigt werden, sie dauert schon von ihrer Natur her geraume Zeit. Grußworte werden gesprochen von Bildungsministerin Martina Münch, die sich lobend äußert und versichert, „dass das 7. Ökofilmfestival bestimmt nicht das letzte sein wird“. Die Veranstalter haben das mit Freude registriert, denn der Faktor Geld spielt bei einem Vorhaben in dieser Größenordnung eine nicht unwichtige Rolle. Immerhin mussten 300 Veranstaltungen organisiert werden.

Einen Spielfilm gab es aber dann doch zu später Stunde in voller Überlänge: „Und dann der Regen“ von Icìar Bollaìn und Paul Laverty. Während der Dreharbeiten zu einem Film mit historisch-kritischer Sicht auf Christoph Kolumbus werden der Regisseur und sein Filmproduzent in Bolivien in die lokalen Konflikte um die Privatisierung von Trinkwasser für die indigene Bevölkerung hineingezogen. Das Geschehen basiert auf den tatsächlichen Ereignissen des Wasseraufstands der Stadt Cochabamba im Jahr 2000. Sogar der Regen wäre den Menschen durch den Verkauf der Wasserversorgung an den US-Konzern Bechtel in Rechnung gestellt worden, wenn sie nicht dagegen aufbegehrt hätten. Ein bildstarker und glaubwürdiger Film, der zu Recht den mit 5000 Euro dotierten Preis der Stadt Potsdam erhalten hatte.

Musikalisch umrahmte diesmal „IG Blech“ die Preisverleihung und das Publikum war begeistert von der bunten Vielfalt ihrer Kostüme und den schrägen Tönen, die wie auf einer kubanischen Trauerfeier ertönten, bei der ja bekanntlich alle tanzen. Das konnte am Ende auch im Foyer des Filmmuseums nachgeholt werden. (Von Angelika Mihan)