Momente im mystischen Spreewald

Filmfreunde von Ökofilmtour überrascht / Sichtweise der "Fremden" begeistert

LÜBBENAU Im Kulturobjekt "Gleis 3" ist der 45-minütige Film "Der Spreewald – Wildes Deutschland" über die Leinwand geflimmert. Gut 30 Zuschauer waren vom Gesehenen begeistert. Der Film hielt so manche Überraschung für die Heimatfreunde parat.

Fast jeder Spreewälder glaubt, die Fließlandschaft, die die Weichsel-Eiszeit vor etwa 15 000 Jahren geformt hat, aus dem Effeff zu kennen. Doch bei der Ökofilmtour wurden selbst die Landschaftsexperten, Heimatforscher und Foto-Fans überrascht. So gab es zahlreiche ungeahnte Momentaufnahmen aus dem weitverzweigten Fließsystem der Spree, ihrer Nebenarme und Zuflüsse. Viel Mystik wurde beim Filmen in der nebligen Feldflur deutlich. Knisternde Spannung herrschte beim Anblick wilder, kriechender, fliegender, springender, schwimmender und tauchender Tiere. "Ich hätte nie geglaubt, dass ein Film über den Spreewald mich noch überraschen könnte", sagte Henriette Hensel (30) aus Lübbenau.

Genau das geschah, obwohl bereits Tausende Aufsätze, Artikel und Flyer über das im Jahre 1990 gebildete Unesco-Biosphärenreservat Spreewald geschrieben und gedruckt wurden. Auch etliche Filme und Fernsehsendungen gibt es über das rund 477 Quadratkilometer großes Refugium zwischen Leibsch und Burg, Boblitz und Straupitz.

Etwa 28 Prozent dieser Fläche sind bewaldet. Der Wald bietet Lebens- und Schutzraum für viele seltene Tiere. Auch die drei Prozent Wasserfläche sorgen für eine biologische Vielfalt auf und unter dem Wasser sowie an den Ufern. Experten gehen davon, dass etwa 18 000 Tier- und Pflanzenarten das Spreewaldareal besiedeln. Im Durchschnitt liegt die Region etwa 50 Meter (Raum Lübbenau) über dem Meeresspiegel. Die Krausnicker Berge bilden mit 144 Meter Höhe eine bemerkenswerte Hügelkette.

Markant sind die noch vorhandenen historischen Blockbohlenhäuser mit Schilfrohr-Eindeckung und geschmückten Windbrettern an den Giebeln.

Dem Filmemacher Christoph Hauschild (Autor und Kamera) sowie den Kameramännern Karl-Heinz Sass und Dieter Szöke gelang es, bei der interessierten Besucherschar immer wieder ein überraschendes "Ohhhh" oder "Ahhh" zu entlocken. Beeindruckend waren der Tanz der Libellen über Wasserpflanzen und der Kampf der Hirsche im Herbstnebel.

Mit ihren Kameras ging das Filmtrio zwischen Endmoränen und Sandern, Heidelandschaft und Wäldern, schmalen Wassergräben und seichten Tümpeln aus Spurensuche. Eingefangen wurden für die Filmsequenzen Schwarzstörche und Kraniche, Singschwäne und Seeadler, Wildgänse und Eisvögel. Spannend die Unterwasserjagd der Fischotter und das Leben der Ringelnattern.

"Meist hat der Außenstehende den besseren Blick für das Besondere, als der Einheimische", sagte Moderator Michael Hensel (35), als er den Film vorstellte. Er zeigte eindrucksvoll die botanischen Veränderungen und das intensive Farbenspiel während der vier Jahreszeiten.

"Mich haben die Aufnahmen vom Hochwald sehr stark beeindruckt", bemerkte Ingeborg Freitag (73) aus der Lübbenauer Neustadt. Oft weilt sie mit dem Fahrrad in der dortigen Gegend.

Bei den anschließenden Gesprächen wurde deutlich, dass die dreiköpfige Filmcrew viele bisher unbekannte Facetten des Spreewaldes beleuchtet.

"Ich fand die Aufnahmen vom Seeadler ganz toll", so die achtjährige Pia Hensel, die nun hofft, in freier Natur den majestätischen Flug des Seeadlers beobachten zu können.

"Es ist wichtig, dass diese einmalige Natur- und Kulturlandschaft noch lange erhalten bleibt", bemerkte der Lübbenauer Kahnfährmann Arwed Franke (69) und erhielt von den Anwesenden volle Zustimmung.

Beim Besuch der Region zwischen Cottbus und dem Neuendorfer See werden die Heimatfreunde und Naturliebhaber demnächst mit noch wachsameren Augen, die Blicke auf den "Zauberwald" mit seinen vielen kleinen und großen Überraschungen richten.


Bernd Marx