Preisverleihung des 5. Festivals für Natur- und Umweltfilme „ökofilmtour 2010“

Nach über drei Monaten ging am Dienstag, dem 20. April 2010, um 18 Uhr die ökofilmtour 2010 im Potsdamer Filmmuseum (Marstall am Lustgarten, Breite Strasse 1a) mit der festlichen Abschlussveranstaltung zu Ende. In 69 Orten Brandenburg sahen und diskutierten über 10.000 Zuschauer die 40 für den Wettbewerb nominierten Filme. Anita Tack, Ministerin für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg, der Bürgermeister Potsdams, Burkhard Exner, und der Vorsitzende der Deutschen Umwelthilfe, Prof. Dr. Harald Kächele, zeichneten die Preisträger aus.

Begründungen der Jury für die Preisvergabe
Sprecherin: Monika Griefahn, Kulturpolitikerin und ehemalige Umweltministerin, Dr. Detlef Knuth, Direktor des Naturkundemuseums Potsdam, Holger Kunle, Filmautor, Regisseur und Kameramann - Preisträger der "ökofilmtour 2009", Rolf Losansky, Spielfilmregisseur, Potsdam, Miriam Schmeling, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Ressourcenschonung, Innovation und Sustainability (IRIS) e.V., Berlin



Preis der Stadt Potsdam für die beste künstlerische Leistung
Dotiert mit 5.000 € von der Jugend-, Kultur-, Sport- und Sozialstiftung der Mittelbrandenburgischen Sparkasse in Potsdam

Home
Autor/Regie: Yann Arthus-Bertrand
Kamera: Teams in mehr als 50 Ländern
Produktion: Denis Carot, Luc Besson / France 2 2009
Mit ihrer fotografischen Filmgestaltung bietet die Dokumentation „Home“ einzigartige Naturschilderungen und Luftaufnahmen von der Erde, die den Zustand unseres Planeten so schildern, wie man ihn zuvor noch nicht gesehen hat. Dabei ist dem französischen Foto-Journalisten Yann Arthus-Bertrand ein bedeutender Film gelungen, der mit den ausdrucksstarken Bildern fasziniert, schockiert und nachdenklich macht. In dieser ganzheitlichen Betrachtung kann sich der Mensch als Teil der Natur begreifen und werden die Folgen seiner Existenz exemplarisch dargestellt. Letztlich aber zeigt der Film auch globale Handlungsmöglichkeiten. Die persönliche Ansprache des Autors unter den Bildern verstärkt deren Wirkung, mitunter gefühlsmäßig auch im Widerspruch. Doch diese emotionale Betroffenheit des Zuschauers kann sein Engagement für die eigene Umwelt verstärken.





Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung

Der Bauer, der das Gras wachsen hört
Autor/Regie: Bertram Verhaag
Kamera: Waldemar Hauschild
Schnitt: Verena Schönauer
Produktion: Denkmal Film GmbH 2009
Die originelle journalistische Gestaltung dieses Films lebt vor allem von seinem Protagonisten, dem „freien Ökobauern“, wie er sich selbst nennt, Michael Simml. Seine buchstäbliche Liebe zur Erde ist auf die Bewahrung des Humusgehalts auf kärgstem Boden im Bayerischen Wald gerichtet. Bis in die dritte Generation wird uns hier die Liebe des Bauern zu seinem Beruf auch emotional sehr nahe gebracht, was von Zuschauern im vergleichbaren ländlichen Raum Brandenburgs sogar mehrfach mit Szenenapplaus quittiert wurde. Wie sehr umweltschonende Landwirtschaft mit sozialen Prozessen verbunden ist, gibt dieser zutiefst optimistische Film künstlerisch und journalistisch gekonnt wieder.





Bester Naturfilm
Dotiert mit 5.000 € von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg aus Mitteln der Land Brandenburg Lotto GmbH „Glücksspirale“

Kluge Pflanzen
Autor/Regie: Volker Arzt, Immanuel Birmelin
Kamera: Brian McClatchy
Schnitt: Harald E. Hohmann
Produktion: Matthey-Film / WDR 2008
Kluge Pflanzen - sie werden in diesem Film als Lebewesen gezeigt, denen man sonst solche Fähigkeiten nicht zutraut, weil man sie nicht einfach beobachten oder nur langwierig erforschen kann. Aber die Kamera vermag, diese überraschenden Wunder zu erzählen und uns mit Besonderheiten von Pflanzen zu verblüffen, die sie während der Evolution erworben haben. Neueste wissenschaftliche Naturerkenntnisse für die Anpassungsfähigkeit von Pflanzen werden auf unterhaltsame Art vermittelt. So liefert der Film auch indirekt viele aktuelle Bezüge für das von der UNO ausgerufene Jahr der Bewahrung der Biodiversität.





Bester Kinder- und Jugendfilm
Dotiert mit 5.000 € von der Bundeszentrale für politische Bildung

Wildnis Garten
Autor/Regie: Svenja und Ralph Schieke
Kamera: Ralph Schieke
Schnitt: Svenja Schieke
Produktion: MacroTele-Film / NDR 2008
Für jede Altersgruppe, aber besonders für Kinder und Jugendliche, wird in diesem Film überzeugend gezeigt, dass vor der Haustür viele Lebewesen: Wildtiere, Vögel, Amphibien, Insekten und Pflanzen - existieren und zu entdecken sind, die verborgen leben und sonst vielleicht achtlos übersehen werden. Und er führt vor, wie jedes Kind in seiner unmittelbaren Umwelt diese „Wildnis“ erkunden kann. Mit ungewöhnlichen Blickwinkeln der Kamera von großer Nähe zum Dargestellten oder Zeitraffereffekten wird im Wechsel der Jahreszeiten Neugierde und Entdeckerdrang der Kinder für den Garten geweckt. Mit originellem Einsatz von Musik und oftmals witzigen Kommentaren werden die Zuschauer auf kurzweilige Art für einen behutsamen, achtungsvollen Umgang mit Natur sensibilisiert.





Lobende Erwähnung der Jury

Bienen in Gefahr
Autor/Regie: Jens Doumen, Michael Gries
Kamera: Wolfgang Raith, Lars Schwellnus, Christian Wiens
Schnitt: Rafael Metz, Heiner Brink
Produktion: ZDF 2008
Die Wichtigkeit dieses Themas für den Erhalt der biologischen Vielfalt und die Ernährung des Menschen bleibt viel zu oft unbeachtet. Denn die Mühe der Imker und die Leistung der Bienen für die Ernteerträge der Landwirtschaft wird selten so global und das rätselhafte Sterben der Bienenvölker so umfassend dargestellt wie in dieser Sendung des ZDF aus der Reihe „Abenteuer Wissen“. Die Jury hebt dieses Beispiel für Wissensvermittlung von aktuellen Forschungsergebnissen besonders hervor, denn es fand auch in den Diskussionen mit Zuschauern während der „ökofilmtour“ durch viele Imker im Land Brandenburg eine dankbare Bestätigung.

Verlängerte Laufzeiten – die falschen Versprechen der Atomlobby
Autor/Regie: Steffen Judzikowski, Christian Rohde
Kamera: Ludger Blanke, Arkadius Jäckel
Schnitt: Jürgen Tschiedel
Produktion: ZDF 2009
Der Beitrag aus dem ZDF-Magazin „Frontal 21“ versteht es in nur sieben Minuten, die üblichen Argumente der Atomlobby gegen den Ausstieg aus dem Atomausstieg zu widerlegen. Mit dokumentarischen Mitteln wird hier nichts einfach nur behauptet, sondern überzeugend anschaulich gemacht. Mit den computergesteuerten Miniblockheizkraftwerken wird sogar eine plausible Alternative gezeigt, die den Strukturwandel der Energiewirtschaft hin zu erneuerbaren Energien unterstützt. Die Jury lobt dieses Beispiel für investigativen Journalismus und weist auf die gelungene prägnante Gestaltung eines Fernsehformats hin.



Der Zuschauerpreis geht in diesem Jahr an die Dokumentation:

Das Gift kommt zurück
Autor/Regie: Inge Altemeier
Kamera: Birgit Handke, Reinhard Hornung, Ayhan Salar
Schnitt: Reinhard Hornung
Produktion: Altemeier&Hornung Filmproduktion / NDR 2009
Jeder fünfte Container, der im Hamburger Hafen geöffnet wird, ist mit giftigen Substanzen belastet, schätzen Experten. Denn nach wie vor gibt es für Importware keine Grenzwerte für Pestizide. Zudem werden zahllose Container aus Gründen des Transportschutzes mit Nervengiften besprüht, bevor sie die Umschlaghäfen in Europa erreichen. Findet etwa der Hamburger Zoll einen solchen Container, hat er keine Möglichkeiten, den Verbraucher zu schützen und die Ware beispielsweise zu beschlagnahmen – obwohl viele dieser gesundheitsschädlichen Gifte in Europa längst verboten sind.
Die Filmemacher haben sich für die Dokumentation „Das Gift kommt zurück“ in Indien und China auf die Suche nach dem Ursprung der krankmachenden Stoffe begeben. Sie berichten von immer mehr Menschen, die auch in Norddeutschland wegen der hoch belasteten Importware schwer erkranken. Denn es sind Textilien und Spielzeug, die die verbotenen Gifte nach Deutschland bringen.






Die Jury 2010



Die Mitglieder der Jury

abgebildet von links nach rechts:

Dr. Detlef Knuth
, Direktor des Naturkundemuseums Potsdam

Rolf Losansky, Spielfilmregisseur, Potsdam

Monika Griefahn, Kulturpolitikerin und ehemalige Umweltministerin, Sprecherin der Jury

Miriam Schmeling, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Institut für Ressourcenschonung, Innovation und Sustainability (IRIS) e.V., Berlin

Holger Kunle, Filmautor, Regisseur und Kameramann - Preisträger der "ökofilmtour 2009"



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