Zukunftsfilmpreis
dotiert mit 5.000 Euro von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde

Energie vom Feld
Autor/Regie: Lorenz Knauer
Kamera: Marcus Marschall
Sprecher: Elmar Wepper
Schnitt: Caroline Meier
Produktion: Johannes Pechtold, Bayerischer Rundfunk
Reihe: „Unter unserem Himmel“ 2013

Begründung der Jury:
Wie ein Fluch der guten Tat haben die Subventionen in der Landwirtschaft durch die EU und das für viele Länder in der Welt vorbildliches Erneuerbare-Energien-Gesetz das Bild im ländlichen Raum der Bundesrepublik nachteilig verändert: Raps- und Maisfelder dominieren. Über die immer mehr Raum greifenden Monokulturen spricht man in Bayern wie in Brandenburg von der „Vermaisung“ der Landschaft.

Neben dem ungebremsten Wachstum der Monokulturen hauptsächlich für Biogas, neben der Zerstörung des Bodens und der Belastung des Wassers mit Pestiziden und Kunstdüngern, neben dem Anstieg der Bodenpreise - auch durch falsche Subventionen - zeigt der Film dem Zuschauer emotional noch eine Bedrohung, die das Leben der Menschen global gefährdet: Die Weltmarktpreise für Mais haben sich verdreifacht, so dass sich Millionen Menschen ihr Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können und hungern.

Unaufgeregt, ruhig und mit überzeugend wirkenden Protagonisten – vor allem jungen Landwirten – zeigt der Film Auswege in die Zukunft. Umweltverträgliches Wachstum in der Landwirtschaft und ein zukunftsfähiger Energiemix sollten für den umweltverträglichen Anbau eine größere Vielfalt auf kleineren Flächen bedeuten und nicht nur von Gewinnmaximierung bestimmt sein. Alternative Konzepte auf den Äckern, die zum Erhalt der Biodiversität beitragen, werden im Film beispielhaft demonstriert. Die Jury hebt besonders die bildhafte Sprache und die ruhige Überzeugungskraft der Bilder hervor.

Für die Entwicklung neuer Konzepte im modernen Landbau werden hier wesentliche Impulse gegeben, die während der Ökofilmtour im ländlichen Raum Brandenburgs sehr viel Anlass zu Gesprächen und für das Nachdenken über die Zukunft gaben.

Horst-Stern-Preis für den besten Naturfilm
dotiert mit 5.000 Euro von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg

Natur unter Beschuss – ökologische Folgen des Krieges
Autor/Regie: Maximilian Mönch
Kamera: Robert Cöllen, Philip Vogt
Schnitt: Andreas Peisner
Produktion: Gregor Streiber, werwiewas medienproduktion, Berlin
3 Sat 2013

Begründung der Jury:
Der sachliche Stil dieses Films - ohne jede Gefühlsduselei - erinnert an die besten Fernsehsendungen von Horst Stern. Jeder von uns weiß, dass Kriege und ihre Planer den Verbrauch oder die Zerstörung von Ressourcen und menschlichen Existenzen billigend in Kauf nehmen. Das oberste Ziel im Krieg ist es, den Gegner zu schwächen, ihn zu besiegen, indem man seine Lebensgrundlagen zerstört. Dass aber auch in Friedenszeiten durch das Militär alle Bemühungen für sparsamen Umgang mit diesen Lebensgrundlagen in einem solchen Umfang konterkariert werden, macht betroffen. Denn darüber wird sonst nicht gesprochen.

Mit großem Archivaufwand werden die ökologischen Folgen der beiden Weltkriege, des Kriegs in Vietnam, des Rüstungswettlaufs im Kalten Krieg oder der Abrüstung danach untersucht. Viel unverbrauchte Munition und veraltetes Kriegsgerät wurden einfach im Meer versenkt. Eine wahrhaft tickende Zeitbombe! Aber eine Umkehr ist nicht in Sicht.

Aktuell erleben wir eine mediale Aufrüstung. Dabei steht Rüstungsindustrie schon jetzt auf Platz Drei im globalen Exportgeschäft. Direkt oder indirekt beliefert sie Freund und Feind auf allen Kriegsschauplätzen. Nicht nur die Gewinne steigen, der Film gibt auch Beispiele der wachsenden Zerstörungskraft, was für chemische, bakteriologische und Atomwaffen sowieso gilt. Aber konventionelle Waffen wie die Bunker- und Panzer brechenden Geschosse mit abgereichertem Uran der Kämpfe im Irak oder in Afghanistan treffen sogar die eigenen Soldaten mit schweren genetischen Folgen. Und sie verseuchen durch radioaktiven Staub ganze Landstriche für künftige Generationen.

Ein mutiger und wichtiger Natur-Film, wie die Jury befindet, der auch weiterhin große gesellschaftliche Aufmerksamkeit verdient.

Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung
verliehen durch die Deutsche Umwelthilfe e.V.

Böse Mine, gutes Geld. Das schmutzige Geschäft mit der Kohle
Autor/Regie: Peter Ruppert, Jo Schück, Michael Strompen
Kamera: Peter Ruppert, Michael Strompen
Schnitt: André Störiko
Musik: Thomas Hohl
Redaktion: Paul Amberg
Produktion: ZDF – Reihe „Zoom“ 2013

Begründung der Jury:Eindrucksvoll wird in dieser Dokumentation gezeigt, was passiert, wenn nach Stilllegung der deutschen Bergwerke der wachsende Bedarf an billiger Steinkohle in Folge unseres Atomausstiegs durch Importe ersetzt und so in anderen Ländern mit geringerem Schutzstandard gewaltiger Umweltschaden verursacht wird.

Die letzten deutschen Bergwerke werden 2018 schließen. In rasanter Erzählweise, mit journalistischer Brillanz und investigativer Schärfe werden die globalen Folgen der so genannten „Brückentechnologie“ für die Energiewende gezeigt. Reporter verfolgen den Weg der Billigkohle, um zu beweisen, wie unser Energiehunger andernorts das Leid der Menschen vergrößert, z. B. durch staatlichen Terror oder giftige Emissionen.

Gründlich recherchiert, mit guter journalistischer Dramaturgie, werden viele dieser Argumente pro und contra überzeugend dargestellt. Immer wieder ist der Zuschauer überrascht, dass die Spur nach Deutschland führt und unsere Gesetze den Weg für die Ungesetzlichkeit anderenorts ermöglichen.

Die Jury empfiehlt diesen Film der Deutschen Umwelthilfe für ihre Aufklärungsarbeit zur Energiewende, die auch aus ethischen Gründen auf billige Steinkohlenimporte künftig ganz und gar verzichten sollte.
Bester Kinder- und Jugendfilm
dotiert mit 5.000 Euro von der Heinz Sielmann Stiftung

Karussell des Lebens – die Streuobstwiese
Autoren/Regie: Annette und Klaus Scheurich, Mi-Yong Brehm, Moritz Mayerle
Kamera: Alexandra und Steffen Sailer, Klaus Scheurich, Boas SchwarzSchnitt: Armin Riegel
Musik: Georg Reichelt
Produktion: Annette Scheurich, Marco Polo Film AG, Heidelberg fürBR, WDR, ZDF, ARTE 2014

Begründung der Jury:
Wie stimmig und bildhaft eine Metapher sein kann, zeigt dieser Film als „Karussell des Lebens“ schon in seinen ersten Einstellungen mit dazu wunderbar passender Musik. In der Erinnerung wohl eines jeden wird das Karussell schon früh im Leben in seiner Farbigkeit und Bewegung mit Freude wahrgenommen und bleibt oft lebenslang so bildhaft im Gedächtnis. Die ungewöhnlich starken Naturbilder des Films erreichen deshalb Erwachsene genauso wie Kinder oder Jugendliche. Das Zusammenspiel von Natur, Mensch und Tier im Rhythmus der Jahreszeiten zu erleben, wird hier zum Ereignis. Und die Streuobstwiese ist das lebendige Gleichnis für ein wunderbar erzähltes Abenteuer.

Klar und einfach in seiner Erzählstruktur, ohne den „Hochglanz“ durch optische Experimente, hilft der Film, uns für die Natur zu sensibilisieren. Man muss dafür kein Naturexperte sein und trifft auf noch nie Gesehenes, obwohl es sich um die Natur vor der Haustür, von Gärten, Parks oder Wäldern handelt, die wir bereits zu kennen glaubten. Die Streuobstwiese - auch als historisches Phänomen - wird uns hier als gefilmtes Kunstwerk nahe gebracht, so dass man plötzlich den Wunsch in sich spürt, sie einmal selbst real zu erleben. Nicht nur als Kind…

Die Jury dankt den Filmemachern auch für viele erfolgreiche Kinder- und Jugend-Veranstaltungen während der Ökofilmtour.

Preis der Stadt Potsdam für die beste künstlerische Leistung
dotiert mit 5.000 Euro vom Klimabündnis der Landeshauptstadt Potsdam

Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten
Autor/Regie: Cornelia Grünberg
Kamera: Heiko Merten
Schnitt: Martin Hoffmann, Michael Reysz
Musik: Carlo Inderhees
Produktion: Ingelore König, Kinderfilm GmbH Erfurt, 2012 - Kinostart: 2013

Begründung der Jury:
In ihren 10 Jahren war die Ökofilmtour nicht nur Filmfestival, sondern auch eines der ersten offiziellen Projekte des Landes Brandenburg der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Für die eingereichten und ausgewählten Filme wird deshalb die Umwelt auch aus dem Blickwinkel der Demokratieentwicklung und des sozialen Zusammenlebens in unserer Gesellschaft betrachtet.

Die Jury stellt einen Dokumentarfilm in den Vordergrund, der dieses Anliegen mit einer ganz besonderen künstlerischen Leistung verbindet. Der Film „Vierzehn“ begleitet vier junge Mädchen, die ungewollt schwanger wurden, und zeigt sehr genau das soziale Umfeld, in dem der Zuschauer miterlebt, wie diese Kind-Frauen sich entscheiden, ihr Kind zu behalten. Hin- und hergerissen zwischen Vorfreude und berechtigten Zweifeln über die eigene, mutige Entscheidung, gleicht die Schwangerschaft einem Abenteuer, das viel von ihnen fordert. Sie verändern sich, nicht nur körperlich. Nach neun Monaten und der Geburt sind sie am Schluss des Films gegenüber allen Gleichaltrigen durch eine Verantwortung, die sie auch oft überforderte, bereits erwachsen.

Der Film hat die Jury besonders durch seine künstlerische Leistung überzeugt. Nie fühlt sich der Zuschauer als Voyeur. In einer notwendig langen Exposition lernt man die einzelnen Mädchen in oft sehr widersprüchlichen Situationen kennen und verstehen. Das Vertrauensverhältnis zum Drehteam ist so groß, dass in den ausgewählten Situationen die Kamera keine Rolle mehr spielt. Es fanden während der Ökofilmtour auch Filmgespräche statt, die von gleichaltrigen Jugendlichen mit großem Ernst und Kenntnisgewinn geführt wurden.

Der Regisseurin wurde dieses geglückte Beginnen zu einem Langzeitprojekt. Der Film „Achtzehn“ ist schon im Kino, an den nächsten Folgen wird gearbeitet. Wenn die Protagonistinnen noch im Film mit dem Titel „Achtundzwanzig“ dabei sein werden, sind ihre Kinder dann bereits selbst vierzehn…

Die Jury wünscht weiterhin solchen Erfolg.


Lobende Erwähnung der Jury

Ozon unterwegs: Fleisch vom Fließband - Massentierhaltung und ihre Folgen

Autoren/Regie: Hartmut Sommerschuh, Maren Schibilsky, Felix Krüger,
Wolfgang Albus
Kamera: Werner Peter, Guido Kilbert, Guido Niedergesäß, Jens Ehrsam u.a.
Schnitt: Dieter Jaufmann
Produktion: rbb Fernsehen, Wissenschaft und Bildung, 2014

Begründung der Jury:
Die Jury möchte diese Fernsehsendung hervorheben, obwohl sie außerhalb des Wettbewerbs lief. Auf Grund der Mitgliedschaft einiger Filmemacher im Förderverein für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz – FÖN e.V., der Träger der Ökofilmtour ist, kann diesem Team keine Festivalauszeichnung verliehen werden.

Dennoch möchte die Jury sowohl das spürbare journalistische Umweltengagement und die investigative Gestaltung der einzelnen Beiträge - besonders über die Hähnchenmast in 42 Tagen - hervorheben. Als Protagonisten werden Persönlichkeiten vorgestellt, mit denen sich vor allem junge Zuschauer sehr gut identifizieren können. Hervorzuheben ist die bürgernahe Aufklärung und die verantwortungsvolle Gestaltung vieler ambivalenter Aspekte der Massentierhaltung.




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