Zukunftsfilmpreis
dotiert mit 5.000 Euro von der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde
„Insekten – Superhelden auf sechs Beinen“
Begründung der Jury:
Insekten krabbeln und stechen, aber nicht nur das. Im Laufe der Evolution haben sie atemberaubende Fähigkeiten entwickelt. So besitzt etwa der asiatische Marienkäfer das leistungsstärkste Immunsystem überhaupt, und Forscher studieren es, um neue Medikamente im Kampf gegen multiresistente Keime zu entwickeln. Gelänge es beispielsweise, Seidenspinnerraupen massenhaft zu melken, könnte die Substanz den Einsatz von Plastik vermindern. Am Verhalten argentinischer Ameisen lässt sich beobachten, wie Zigtausende geschäftiger Exemplare ihre Wege finden, ohne sich in die Quere zu kommen, denn Ameisen kennen keinen Stau. Ein nachgestellter erster Praxistest auf Dresdens Straßen beweist, was sich davon lernen lässt. An Beispielen zeigt der Film, wie effektiv und nachhaltig die kleinen Tiere agieren. So eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten, bisher ungelöste Probleme auf Insekten-Art zu lösen – eine Ermutigung nicht nur für Studierende der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Die Jury würdigt die Porträts der „Superhelden auf sechs Beinen“ mit dem Zukunftsfilmpreis.


Horst-Stern-Preis für den besten Naturfilm
dotiert mit 5.000 Euro von der Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg
„Biene Majas wilde Schwestern“
Begründung der Jury:
Was Honigbienen, die Nutzpflanzen bestäuben, für die Menschheit tun, ist allgemein bekannt. Weniger bekannt ist ihre überaus vielfältige Verwandtschaft, Millionen Jahre älter und variantenreicher als die Menschheit. In Mitteleuropa leben etwa 560 Wildbienen-Arten, manche nur drei Millimeter klein, andere drei Zentimeter groß. Wildbienen hausen in der Regel als Einzelgänger. Jede Art hat ihre Gegenspieler, keine ein Monopol. Sie zeigen erstaunliche Fähigkeiten, einer oft feindlichen Welt zu trotzen. Nur eine Kreatur ist so gnadenlos, dass sie unbedacht ganze Arten vernichtet – der Mensch. In seinem Film "Bemerkungen über Spinnen" wies Horst Stern schon vor über vierzig Jahren auf diesen Irrsinn hin. Die Technik für Zeitlupen- und Nahaufnahmen hat sich seither rasant entwickelt. Regisseur und Kameramann Jan Haft setzt sie meisterhaft dafür ein, Wildbienen und ihre Lebenszyklen genau zu beobachten. In klug montierten Szenen erzählen er und sein Team Geschichten aus dem Wildbienenleben, unterstützt durch adäquates Sounddesign. Aus dem dezent humorvollen Kommentar erfahren Zuschauer auch, dass es nicht nur unter Menschen Morgenmuffel gib.


Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung
verliehen durch die Deutsche Umwelthilfe e.V.
„Krieg im Paradies – Der Fall Vieques“
Begründung der Jury:
Ein Paradies im blauen Meer vor Puerto Rico. Besondere Wucht erlangt der Film über verstörende Vorgänge auf der malerischen Karibikinsel Vieques durch ein Storytelling wie in einem spannenden Krimi: Auf Vieques häufen sich Missbildungen bei Neugeborenen, Menschen erkranken an Krebs und sterben. Ein Provinzanwalt aus Mississippi erfährt davon und beginnt zur recherchieren. Ausgerechnet hier im Paradies, das weiß man seit langem, hat das US-Militär jahrzehntelang die Natur vergiftet. Unbeirrt von Einschüchterungsversuchen übernimmt der Anwalt die Vertretung von Geschädigten und zieht vor Gericht. Dass Mitschuldige alles tun, um Opfer und Anwalt zum Aufgeben zu veranlassen und ihr Verbrechen leugnen, überrascht kaum. Für den Anwalt gilt es zu beweisen, warum das Militär für die Folgen aufkommen muss. In den USA wird der Umweltskandal nach und nach publik, doch der Kampf der Opfer um Anerkennung und Entschädigung ist längst nicht ausgestanden. Lange her, weit weg? Nein. Auch NATO und Bundeswehr haben auf Vieques Waffensysteme getestet, und noch immer testet das US-Militär biologische Waffen, chemische Kampfstoffe, Uranmunition, Sprengbomben und Streumunition am liebsten an abgelegen Orten.


Hoimar-von-Ditfurth-Preis für die beste journalistische Leistung
verliehen durch die Deutsche Umwelthilfe e.V.
„Strahlendes Erbe teuer bezahlt – Wie Atomkonzerne den Staat schröpfen“
Begründung der Jury:
Die investigative Recherche, gebaut wie knallharte us-amerikanische Reportagen, ist eine Lehrstunde in Sachen Ökonomie, Ökologie und Lobbyismus. Überraschend verkündet die deutsche Kanzlerin die Energiewende und lehrt Atomkonzerne zunächst das Fürchten, sollen sie doch für Rückbau und Endlagerung aufkommen. Wie Lobbyisten Politiker steuern, zeigt der höchst unfairer Ablasshandel, der dem folgt, denn bald danach setzt die Bundesregierung das Verursacherprinzip schlicht außer Kraft. Ohnehin wurde der scheinbar saubere Atomstrom – und damit Konzernprofite – von Anbeginn staatlich subventioniert, mit Forschungsmitteln für Grundlagenforschung, mit zahnlosen Gesetzen zum Betrieb der Meiler, am Ende mit Mitteln für die Suche nach Endlagern und deren aufwändige Ausstattung. Werden die von den Konzernen zur Abwicklung ihrer Hinterlassenschaft bereitgestellten Gelder aufgebraucht sein, bleiben die horrenden Kosten letztlich beim Steuerzahler, rechnet eine Wissenschaftlerin vor. Atomstrom ist nicht billig, wie Verbrauchern eingeredet wurde, – er bleibt ein „strahlendes Erbe“, gefährlich und tatsächlich unbezahlbar.


Bester Kinder- und Jugendfilm
dotiert mit 5.000 Euro von der Heinz Sielmann Stiftung
„Unsere Wälder“, Teil 1 und 3 aus der ZDF-Reihe "Terra X"
Begründung der Jury:
„Der Wald steht schwarz und schweiget“? Von wegen! Der großartige Film „Unsere Wälder“ zeigt, wie lebhaft die Geschöpfe des Waldes übers „Wood-Wide-Web“ miteinander plaudern, um sich gegenseitig das Leben zu erleichtern. Mitteilungen wandern dank der Pilze unterirdisch durch den Waldboden. Durch die Waldluft schweben Nachrichten, denn auch Blätter atmen Substanzen aus, die Nachbarn vor Gefahren warnen. Das Flüstern und Flirren im Wald wird in tollen Animationen sichtbar, aus neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen entsteht so ein bildstarkes Waldporträt. Wälder, daran erinnert der gescheite Kommentar, erzeugten einst die Luft zum Atmen. Unsere Zukunft hängt also auch davon ab, wie wir unsere engsten Verbündeten gegen den Klimawandel behandeln. Tier und Mensch, vor allem junge Leute, die noch lange leben werden, brauchen weiterhin Atemluft, Trinkwasser und Schönheit – all das schenkt ihnen der Wald, den sie von nun an mit anderen Augen erleben werden. Den Film kann man noch in der ZDF-Mediathek bis 2027 sehen.


Preis der Stadt Potsdam für die beste künstlerische Leistung
dotiert mit 5.000 Euro vom Klimabündnis der Landeshauptstadt Potsdam
„Das System Milch – Die Wahrheit über die Milch-Industrie“
Begründung der Jury:
Lebensaft Milch. Wer ein Glas Milch trinkt, denkt womöglich an glückliche Kühe auf grünem Gras. Weiß und Grün bestimmt auch die Farbdramaturgie der unaufgeregten, eindrucksvollen Filmbilder: Überzüchtete Hochleistungskühe, die Ausscheidungen der Tiere vergiften das Grundwasser. Bauern, Wissenschaftler, NGO's, Molkereibesitzer, Politiker und Lobbyisten aus verschiedenen Ländern kommen zu Wort. Wenn durch Subventionen für Biogas in Europa an Gülle mehr als an Milch verdient wird, stirbt die Landwirtschaft. In Frankreich haben sich 600 Milchbauern das Leben genommen. Wenn europäisches Milchpulver in afrikanischen Ländern billiger als einheimische Milch ist, stehen ehemals afrikanische Bauern als Flüchtlinge vor Europas Grenzen. Unterstützt von korrupten Politikern sind Profiteure billiger Milch auf der Jagd nach immer neuen Absatzmärkten. Nach und nach entsteht so ein Bild des Systems Milch. Künstlerisch überzeugend komponiert, bewirkt die Montage, dass sich das Gezeigte und Gesagte selbst kommentiert: Milch ist ein Milliardengeschäft, bei dem es nicht um Beseitigung von Hunger geht, sondern ausschließlich um Profit. Der Film über den Irrsinn der globalisierten Landwirtschaft lässt Zuschauer jedoch nicht ratlos zurück, sondern zeigt Alternativen. Weltweit wäre tatsächlich kleinbäuerliche Milcherzeugung eine gesunde Perspektive für Bauern, Tiere, Umwelt und Milchtrinker.


Lobende Erwähnung der Jury
„Tschernobyl – eine Chronik der Zukunft“
Begründung der Jury:
Nach dem Gau von Tschernobyl hatte die weißrussische Autorin und spätere Nobelpreisträgerin Swetlana Alexijewitsch mit Frauen, Männern, Paaren und Kindern gesprochen, die überlebt hatten, und in schlichten Worten von haarsträubenden Erfahrungen und entsetzlichen Verlusten berichteten. Der Film entstand auf Grundlage dieser Interviews. Die Trauernden werden würdevoll und außerordentlich glaubwürdig von Schauspieler verkörpert. Das, woran sie sich erinnern, hören Zuschauer überwiegen aus dem Off. Sämtliche Szenen entstanden im verseuchten Gebiet um Tschernobyl, dort, wo drei Jahrzehnte nach dem Gau Natur wuchert und Schönheit blüht. Grauen kontra Schönheit – der Kontrast zwischen den Gedanken der Überlebenden und berückend ideal komponierten Filmbildern ist nahezu unerträglich. Obwohl das Risiko eines weiteren Gaus keineswegs gebannt ist, bleibt es schwierig, Zuschauer für einen so radikalen Film zu finden. In Deutschland gibt es keinen Verleih für dieses herausragende Dokumentarspiel. Mut und Können der Filmemacher würdigt die Jury deshalb mit einer lobenden Erwähnung.