Begegnungen jenseits des Wachstums

Storkow (MOZ) Seit neun Jahren gibt es das Festival des Umwelt- und Naturfilms in Brandenburg mit seinem einzigartigen Konzept. Drei Monate lang werden an mehr als 70 Spielorten Filme zu brisanten Themen gezeigt. Auch in Storkow hat die Ökofilmtour jetzt wieder Station gemacht.
"Storkow gehört zu unseren Lieblingsspielorten", betonte Jutta Schölzel. Sie ist eine der Festivalleiter des Fördervereins für Öffentlichkeitsarbeit und Umweltschutz (FÖN), der die Ökofilmtour organisiert. In Storkow wird das Festival seit sieben Jahren von der Stadtbibliothek präsentiert. Jutta Schölzel lobte das Engagement von Bibliotheksleiterin Petra Kather und ihrer Mitarbeiterin Roswitha Ackermann. "Es macht Spaß, wenn man Partner hat, denen es gelingt, die Säle so zu füllen wie in Storkow. Und dass so viele Schulkinder in die Vorstellungen kommen, ist auch nicht selbstverständlich."
Anliegen sei es, jedes Jahr aus dem Fundus der Festivalfilme eine Auswahl zu treffen, "die die Besucher inspiriert und ein kleines bisschen zu Querdenkern macht", sagte Petra Kather. Das ist wieder gelungen. Der Film "Wir könnten auch anders - Begegnungen jenseits des Wachstums" lockte Gäste bis aus Berlin an. Ziemlich am Anfang fängt die Kamera darin einen auf eine Mauer gesprühten Spruch "Her mit dem schönen Leben" ein. Die Frage, die sich auch in der anschließenden Diskussion stellte, ist allerdings, was das ist, ein schönes Leben. Muss es unbedingt an Wachstum gekoppelt sein, oder bedeutet immerwährendes Wachstum nicht irgendwann das Ende der Ressourcen? Können sich in schrumpfenden Gesellschaften wirkliche Chancen eröffnen? Und sind es nicht sowieso nur die großen Bankkonzerne, die letztlich auf der Welt das Sagen haben?
Der Film stellt dem Zuschauer verschiedene Ideen und lokale Projekte vor, wo Leute etwas selbst in die Hand genommen haben. Ein Volx-Mobil kümmert sich zum Beispiel um Kinder in vernachlässigten Stadtteilen, ein Elternverein hat in dünn besiedelter Gegend eine eigene Schule gegründet, die aber nicht bestehen darf. In einer Gemeinde gibt es ein Bürgerwindrad, das Gewinn für alle einfährt. In einer Kommune praktizieren Menschen ihren Traum von alternativer Landwirtschaft. Ein Verein organisiert kreative Zwischennutzungen für alte Häuser... Parallel dazu werden immer wieder Fakten eingeblendet (zu Finanzkrise, Bodenspekulationen oder Bürokratie), die auf das Konfliktpotential hindeuten.
Anspruch des Filmes sei es nicht, eine fertige Wahrheit zu verkünden, betonte Filmemacher Daniel Kunle, der in Storkow anwesend war. "Es ist ein Angebot, das Gesehene mit der eigenen Lebensqualität abzugleichen." Zum Filmgespräch waren auch Dr. Michael Thomas vom Brandenburg-Berliner Institut für Sozialwissenschaftliche Studien (BISS e.V.) und Markus Kather, Projektmanager bei in:polis Regional- und Standortentwicklung, gekommen. Es gäbe keine andere Chance der Veränderung, als in kleinen Projekten Erfahrungen zu sammeln, und "nicht immer nur zu gucken, wer die Macht in der Welt hat", konstatierte Dr. Thomas.
Frank Heinke, ein Gast aus Berlin, setzte einigen pessimistischen Wortmeldungen entgegen: "Diese Probleme betrachte ich als Herausforderung, der sich unsere Generation stellen muss. Für ein gutes Leben ."




MAZ 13.02.2014
MOZ 21.03.2014