Dokumentation über Klarwassersee sorgt für Ärger
Wilde Diskussion um Stechliner Naturfilm

Seine Heimatpremiere feierte am Dienstag in Menz der Naturfilm "Der Stechlin - Im Reich der klaren Seen". Die Dokumentation, die im Rahmen der Ökofilmtour auf die Leinwand kam, zeigt beeindruckende Bilder aus den Tiefen und der Umgebung des berühmten Klarwassersees. Das Bildmaterial hatte im Vorfeld jedoch schon für Ärger gesorgt.

Menz. Kritiker bemängelten, dass für den Film Bilder zugekauft wurden und einige Unterwasserszenen gar nicht aus dem Stechlin stammten, obwohl der Titel dies suggeriere. Auch klammere die Dokumentation aktuelle Probleme nahezu aus - weshalb das Format für die Ökofilmtour womöglich ungeeignet wäre.

Naturparkleiter Mario Schrumpf hätte nach der Ausstrahlung gerne mit den "Anstiftern" diskutiert. Weil die nicht da waren, kam es dazu nicht. "Ich halte die Kritik für unfair", erklärte Schrumpf. Aufhänger für die Dokumentation sei nicht gewesen, in einer halben Stunde die ökologischen Probleme abzuhandeln. Die NDR-Reihe "Wildes Deutschland", für die der Film produziert wurde, sei anders angelegt, sagte Schrumpf. "Hier wird versucht, über die Schönheit der Naturaufnahmen das Publikum zu sensibilisieren."

Schöne Aufnahmen sind den Machern gelungen. Ein Jahr lang wurde für die Dokumentation im Naturpark gedreht, um das Leben im und am Stechlin im Rhythmus der vier Jahreszeiten abzubilden. Zuschauer sind dabei, wenn die ersten Seerosen aufbrechen, die Sumpfschildkröten gerade noch rechtzeitig vor dem Waschbär das Wasser erreichen oder Stechlinsee-Fischer Rainer Böttcher die Netze mit den Maränen einholt. Auch bei der Fütterung des Eisvogelnachwuchses sitzen die Zuschauer quasi mit in der Höhle.

Dass für Tierfilme im Allgemeinen und speziell auch für diese Dokumentation Aufnahmen "eingekauft" werden, sei legitim und "im Sinne des Natur- und Artenschutzes", erklärte Schrumpf. Wenn Kameraleute jedes Mal in eine Biberburg oder ein Eisvogelrevier eindringen würden, um neue Aufnahmen zu machen, hätten die Tiere ganz schön zu leiden. Dem Filmteam um Regisseur Christoph Hauschild hatte die Untere Naturschutzbehörde des Kreises für die Dreharbeiten am Stechlin strenge Auflagen erteilt. Der Zugang zu den Totalreservaten blieb den Filmleuten verwehrt. Dass die selten gesehene Hechthochzeit, die im Film eine tragende Rolle spielt, letztlich im Großen Wummsee bei Zechlinerhütte und nicht im Stechlin spiele, sei so abgesprochen gewesen, erklärte Schrumpf.

Auch Wolfgang Henkel, Vorsitzender des Fördervereins Naturlandschaft Stechlin und Menzer Heide, hält den Film für gelungen: "Ich habe persönlich nichts vermisst, der Film gibt wieder, was bei uns diskutiert ist", so Henkel.

Festivalleiterin Jutta Schölzel verteidigte die Filmauswahl. "Ich habe mir 140 Filme angesehen und diesen ganz bewusst ausgewählt, weil er schnörkellos und schön ist", sagte sie. Beim Publikum kam die Dokumentation ebenfalls an: "Großartige Aufnahmen", kommentierte ein Zuschauer.

Zu den aktuellen Problemen, auf die der Film aufmerksam macht, gehört unter anderem der zweifelhafte Siegeszug eingeschleppter Arten. Die Waschbär-Population im Naturpark gehört zu den größten Bedrohungen für die seltene Sumpfschildkröte. Davon gibt es in Brandenburg nur ganz wenige. Und der aktive Räuber arbeitet akribisch an der Dezimierung des Bestandes. "Das ist ein riesen Problem", bestätigte Schrumpf. Zu den Erfolgen gehört die Wiederansiedlung der Falken, die wieder selbst in den Bäumen brüten und von denen es inzwischen so viele Paare gibt, dass Greifvogelexperte Paul Sömmer mit der Zählung kaum mehr nachkommt.

Von Cindy Lüderitz




Prignitzer
MOZ 22.02.2014