Zank um TV-Film geht in die nächste Runde
Stechlin (MZV) Nach dem Bericht der Gransee-Zeitung über zugekaufte Bilder für den Naturfilm "Der Stechlin - Im Reich der klaren Seen" verteidigt Regisseur Christoph Hauschild sein Vorgehen. Auch Dr. Mario Schrumpf, Leiter des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land, nimmt den Streifen gegen Kritik in Schutz.
Wie berichtet, waren nicht alle Unterwasser-Szenen aus der NDR-Dokumentation im Stechlinsee entstanden, obwohl der Titel der 45-minütigen Streifens dies suggeriert. Darüber hinaus waren unter anderem Aufnahmen einer Hecht-Hochzeit, die während der Dreharbeiten nicht gelungen waren, eingekauft und für die Dokumentation verwendet worden.
In einer E-Mail aus Lappland, wo sich Hauschild zurzeit aufhält, äußert der Filmemacher, es sei "durchaus üblich, Material zu kaufen". Gewissermaßen seien auch die Stechlin-Aufnahmen gekauft, "da ich nicht selbst Unterwasser filme und eine Kamerafrau und einen Kameramann engagiert hatte". Der Kameramann mit 30 Jahren Taucherfahrung im Stechlin habe das Filmteam im Vorfeld detailliert beraten, was in dem Gewässer zu sehen und zu filmen ist. "Leider", so Hauschild, "war es ihm in dieser Saison nicht möglich, die versprochenen Aufnahmen zu liefern". Daraus habe sich der Zwang ergeben, eine wichtige Geschichte dazu zu kaufen. "Dieser Punkt ist ein Abwägen", verdeutlicht der Regisseur: "Sollen wir dem Zuschauer eine Hecht-Hochzeit zeigen, die genau so im Stechlin stattfindet, nur nicht dort gefilmt wurde? Wir entschieden uns dafür." Dies sei mit der Redaktion der Reihe "Expeditionen ins Tierreich", für die der Film entstand, so auch im Vorfeld abgesprochen worden.
Rückendeckung erhält Hauschild von Naturpark-Leiter Mario Schrumpf. Dieser verwies am Montag auf die Naturschutz-Vorschriften, an die sich auch Filmemacher zu halten haben. Eine Auflage sei unter anderem gewesen, sich nicht dort wochenlang mit der Kamera auf die Lauer zu legen, wo die letzten Exemplare ihrer Art zu finden sind. Daran habe sich das Filmteam penibel und vorbildlich gehalten. Daher bezeichnet Schrumpf es als legitim, beispielsweise Aufnahmen der Hecht-Hochzeit zu verwenden, obwohl die Bilder im Großen Wummsee bei Flecken-Zechlin entstanden waren. Der Anteil der vor Ort entstandenen Aufnahmen sei sehr hoch, so Schrumpf.
Dass der Große Wummsee nicht gesondert im Film genannt wurde, geht laut Hauschild auf eine entsprechende Bitte der Naturpark-Verwaltung und deren Bestreben zurück, den sensiblen Bereich zu schützen. Das bestätigte Mario Schrumpf auf Nachfrage.
Christoph Hauschild nimmt seine Arbeit auch gegen Kritik von Tom Kirschey in Schutz. Der langjährige Landesvorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu), dessen Granseer Regionalgruppe 2013 den Deutschen Naturschutzpreis für ihr vom Stechlin ausgehendes Projekt "Naturschutz-Tauchen" erhielt, hatte sich vor einem Zerrbild durch die Fernseh-Dokumentation gesorgt. Der Film klammere die Probleme des Stechlinsees aus, so Kirscheys Einwand. Deshalb sei die Dokumentation für die derzeit laufende Öko-Filmtour, in deren Rahmen sie heute in Menz gezeigt wird, womöglich ungeeignet.
"Der Film wurde nicht im Auftrag des Nabu produziert", hält Hauschild dagegen. In der Doku werde sehr wohl auf Bedrohungen für die Natur hingewiesen, "nur zeichnen wir kein Schreckensszenario im Sinne von investigativen Dokumentationen". Diese Filme seien sehr wichtig, "aber nicht unser Format". Denn, so Hauschild: "Wir wollen mit schönen Bildern sensibilisieren."
Im Gegenzug macht der Regisseur Tom Kirschey den Vorwurf, Stechlinsee-Touristen nicht aufzuklären. Gerade im Bereich der Tauchstation, die das preisgekrönte Nabu-Projekt beheimatet, habe nicht gedreht werden können, "weil dort wirklich weder eine gute Wasserqualität noch Artenvielfalt herrscht". Das Team habe Dreh-Genehmigungen für viele geschützte Bereiche gehabt, in denen es so aussah. "Wir zeigen den Stechlin und seine Nachbarn so, wie sie überall aussehen könnten, wenn der Mensch ein wenig respektvoller und aufmerksamer der Natur gegenüber wäre", argumentiert Hauschild.
Auf der Internetseite der Produktionsfirma Coraxfilm liest sich das allerdings noch etwas anders. Dort heißt es in der Beschreibung zum Film: "Sonnenstrahlen spielen in vielen Metern Tiefe auf den Rücken der silbernen Barsche und in den Seegraswiesen. Die einmalige Klarheit des Wassers ermöglicht ganzjährige Tauchgänge und zeigt so die Bewohner und Jahreszeiten unter Wasser."
Reichlich Diskussionsstoff also für den heutigen Abend in Menz. Ab 19 Uhr wird "Der Stechlin - Im Reich der klaren Seen" in der Regionalwerkstatt gezeigt. Im Anschluss kann darüber diskutiert werden. Der an der Doku beteiligte Unterwasser-Filmer Michael Feierabend musste seine Teilnahme daran allerdings kurzfristig wegen beruflicher Verpflichtungen absagen.

Dietmar Stehr




MOZ 23.01.2014__