Leben vom Preisgeld

von Steffi Pyanoe

Am Mittwoch ging die Ökofilmtour zu Ende – die besten Filme wurden ausgezeichnet,
eine wichtige Geste

Es ist keine einfache Branche, die Dokumentarfilmszene. Schon gar nicht, wenn die Filme
unangenehme Wahrheiten ans Licht bringen, für die sich kein Markt findet. „Umso wichtiger
sind Preisverleihungen wie diese“, sagte Olaf Jacobs, Inhaber einer Dokfilm-Produktionsfirma,
der gemeinsam mit der Autorin Susann Reichenbach und dem Kameramann Andreas Stahl
Mittwochabend zu den Gewinnern der Ökofilmtour 2013 zählte.

Mittwochabend fand im vollen Hans Otto Theater die festliche Abschlussveranstaltung des
achten Festivals für Natur- und Umweltfilme statt. Seit Januar waren 56 Wettbewerbsfilme
in 70 Brandenburger Orten gezeigt worden und erreichten etwa 10 000 Zuschauer, sagte die
Festivalschirmherrin, Brandenburgs Umweltministerin Anita Tack (Linke), zur Begrüßung.
Finanziert wird das Festival vom Umweltministerium, der Stiftung Naturschutzfonds
Brandenburg und der Brandenburgischen Landeszentrale für Politische Bildung.

Sieben Filmteams wurden für ihre Arbeiten ausgezeichnet, die Filme ausgewählt von einer Jury
unter Vorsitz der Greenpeace-Mitbegründerin Monika Griefahn. „Rising Hope“ heißt der beste
Kinder- und Jugendfilm über ein Rennpferd mit Aussteigerphantasie von Milen Vitanov und
Vera Trajanova, der zur Einstimmung gleich komplett gezeigt wurde.

Jacobs, Reichenbach und Stahl wurden für ihre Dokumentation über den Nationalpark „Die
Cevennen“ in Südfrankreich als Bester Naturfilm ausgezeichnet. „Der große Irrtum“ heißt der
Film von Dirk Heth und Olaf Winkler, die dafür den Zukunftspreis bekamen: Ein Zeitdokument,
das die Situation in Deutschland kurz nach der Wende erzählt, von Arbeitslosigkeit,
Bürgerarbeit und Politikern, die nach Lösungen suchen, und Menschen, die damit leben. Nach
seinen Plänen gefragt antwortete Olaf Winkler der verblüfften Moderatorin: Im Filmemachen
sehe er sie zumindest nicht. „Sehen Sie sich meinen Film an, dann wissen Sie warum.“ Er
unterrichte an einer freien Schule, vom Filmemachen allein kann er nicht leben, sagte er
beim Empfang. Laut einer Studie der AG Dok-Film geht das vielen Filmemachern so, „Dok-
Film findet in den Medien nicht statt“, sagte er. Von dem Preisgeld können er und sein Partner
– jeder hat Familie und Kinder – einen Monat lang die Lebensunterhaltskosten bestreiten,
schätzte er.

Es dürfte die Filmemacher insofern gefreut haben, dass die Umweltredaktion des ZDF
für die Sendereihe „planet e“ geehrt wurde, die den Bildungsauftrag unabhängig von
jedweder „Quotengläubigkeit“ umsetze, so die Jury. Ein weiterer Preis für die beste
journalistische Leistung ging an den Film „Kaufen für die Müllhalde“ von Cosima Dannoritzer
über die vorsätzliche Verkürzung der Lebensdauer von Konsumartikeln. Die Stadt Potsdam
stiftete den Preis für die beste künstlerische Leistung: Ausgezeichnet wurden Bettina
Borgfeld und David Bernet. Sie drehten in Paraguay über die verheerenden Auswirkungen
der Soja-Monokultur auf Natur und Menschen. Der Publikumspreis ging an einen Film über
Massentierhaltung von Edgar Verheyen: „Schweine für den Müllcontainer“ thematisiert vor
allem den fatalen Überfluss der Massentierzucht.

Doch der Abend hatte auch feierliche Aspekte. Dass Moderatorin Carla Kniestedt die festliche
Zeremonie allerdings in lässiger Gardeorbe, Jeans und Pulli, ausführte, irritierte hingegen
etwas, bedeutet der Preis vielen Filmemachern doch den krönenden Abschluss eines
jahrelangen, aufwändigen Arbeitsprozesses.

Der Auftritt der „Band ohne Namen“ mit Schauspieler Axel Prahl und Regisseur Andreas Dresen
setzte den schon traditionellen Schlusspunkt: Die Brüder im Geiste sangen ganz passend
Gundermann-Oldies in ihren unverwüstlichen Öko-Outfits, als wollten sie anschließend campen
gehen.