Drei Tage Leinwandflimmern im Hörsaal
Boris Kruse
Eberswalde (MOZ) Das Festival des Umwelt- und Naturfilms startet erneut in Eberswalde zu einer landesweiten Tour, die bis Mitte April andauern wird. Insgesamt 45 Fernseh- und Kinofilme sowie elf Kurzfilme treten die Reise an, eine Auswahl davon ist in der Aula der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) zu sehen.
Aus insgesamt 120 Einreichungen haben die Festivalmacher vom Potsdamer Förderverein für Öffentlichkeitsarbeit im Natur- und Umweltschutz FÖN e. V. das Filmpaket zusammengeschnürt, das nach einem festlichen Auftakt im Potsdamer Filmmuseum am 16. Januar nun auf Reisen geht. "Wir haben wirklich jeden Abend ein Highlight", verspricht der Filmemacher Ernst-Alfred Müller, der gemeinsam mit der Kulturwissenschaftlerin Dr. Jutta Schölzel die Strippen bei der Reihe zieht. Zu sehen ist eine Mischung aus Kino- und Fernsehproduktionen; dabei haben die Organisatoren darauf geachtet, dass mit "Die Kriegerin" auch ein Lang-Spielfilm dabei ist.
Die drei Eberswalder Festivaltage sind lose thematisch strukturiert. Am ersten Tag geht es um den Wald. Der Beitrag "Rettung aus dem Regenwald" beschäftigt sich mit der Suche nach der "Terra Preta", einer besonders nährstoffreichen Humuserde, der von einigen Experten großes Potential bei der Lösung von Folgen der Klimaveränderung zugestanden wird. Auch Wissenschaftler aus dem Umfeld der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) haben bereits zu dieser "schwarzen Erde" geforscht.
Außerdem laufen am ersten Tag die Beiträge "Strahlende Altlast" und "Der Fukushima-Schock", die eines verdeutlichen: Das Thema Anti-Atom ist nach wie vor ein "kleinster gemeinsamer Nenner" der Umweltbewegung. "Auch wenn jetzt natürlich der Ausbau der erneuerbaren Energien im Vordergrund steht, bleibt doch die Frage: Wo lassen wir das verstrahlte Zeug?", so Ernst-Alfred Müller.
Am Mittwoch geht es um die Themen Landwirtschaft und Tierhaltung. Höhepunkt ist der Dokustreifen "Raising Resistance" über Kleinbauern in Paraguay, der im vergangenen Jahr in den Kinos anlief. Paraguay ist einer der größten Soja-Exporteure der Welt; in dem Film von Bettina Borgfeld und David Bernet wird nachgezeichnet, was dieser Boom für die regionale Landwirtschaft bedeutet.
Am Donnerstag schließlich bilden Beiträge und Debatten zu Fremdenfeindlichkeit und Integration den Schwerpunkt. Einen echten Kino-Knüller konnten die Programmmacher mit David Wnendts preisgekrönten Beitrag "Die Kriegerin", der von einer jungen Frau aus der rechtsextremistischen Szene erzählt, an Land ziehen.
Ein dichtgedrängter Terminkalender, der zwangsläufig dazu führt, dass sich die Vorführungen bis in die späte Nacht hineinziehen. Doch damit dürfte der FÖN e.V. den Sehgewohnheiten des Publikums entgegenkommen: Studierende der HNE füllen traditionell einen Großteil der Stuhlreihen in der Hochschulaula im Präsidialbau an der Friedrich-Ebert-Straße. Es ist im Übrigen bereits das 13. Jahr, in dem an der HNE Umweltfilme gezeigt werden; die jetzige Form mit einer landesweiten Tour indessen findet zum 8. Mal statt.
Erneut wird der Eberswalder Festivalaufenthalt von einem speziellen Programm für Schüler komplettiert. Nachdem in der Vergangenheit einige Schulen erst verspätet auf das Angebot aufmerksam geworden sind, ist die Abstimmung der Programmschiene in diesem Jahr "hervorragend gelaufen", so Ernst-Alfred Müller.
Am Ende der Brandenburgreise werden auch in diesem Jahr wieder Preise vergeben. In der Jury, die in fünf Kategorien entscheidet, sitzen die Umweltpolitikerin Monika Griefahn (SPD), Filmemacher Martin Gerner, die Journalistin Christiane Grefe, Filmemacher Ulli Pfau und Prof. Dr. Dieter Wiedemann von der Filmhochschule "Konrad Wolf".