„Eine Plastiktüte gibt’s nicht“

Familie Zimmermann setzt ihre Fasten-Aktion in Sachen Plastik fort und stößt an Grenzen

MERZDORF - Seit zwei Wochen bleibt die Flimmerkiste bei Familie Zimmermann in Merzdorf aus. Seitdem wird gespielt, gelesen und im Schnee getobt. Selbst ein Iglu für die Hasen wurde gebaut. Was zu Hause noch relativ einfach erscheint, lässt sich beim Einkaufen oder im Job oft nur schwer realisieren. Zimmermanns wollen versuchen, die gesamte Fastenzeit der Umwelt zuliebe ohne Plastik auszukommen (die MAZ berichtete). Die Idee entstand, nachdem sie den Film „Plastic World“ gesehen hatten und ihnen bewusst wurde, welche Ausmaße und Auswirkungen der weltweite Plastikkonsum hat.

Beim Verzicht auf Plastik sind die Merzdorfer inzwischen an Grenzen gestoßen. „Selbst Recyclingtoilettenpapier ist in Folie verpackt“, stellt Doris Zimmermann-Geib fest. Sie hatte gehofft, dass es wenigstens Haarwäsche oder andere Hygieneartikel in Glasflaschen zu kaufen gibt, doch auch das stellte sich als Irrtum heraus. Zum Glück stehen noch einige Restbestände von Shampoo zu Hause. Allerdings hat sie jetzt Sorge, dass ihrem Haar bald Honigseife oder Waschpuder drohen könnten. Mit Apfelsaft und Selters in Flaschen hat sich zumindest die Getränkefrage geklärt.

Im Bioladen in Potsdam kaufte Doris Zimmermann-Geib gleich größere Mengen Käse an der Theke. „Ich bin ja dort nicht so häufig, deshalb habe ich gleich zugeschlagen“, berichtet sie. In der Fleischerei in Petkus ließ sie sich die Wurst in die mitgebrachte Dose einpacken.

Von einer Bäckersfrau in Dahme erntete sie hingegen bitterböse Blicke, weil sie die angebotene Plastiktüte fürs Brot ablehnte. Als Tochter Neele das gekaufte Brot aus Versehen fallen ließ, versteinerte sich das Gesicht der Bäckersfrau gänzlich.

Lustig war hingegen die Begebenheit in der Merzdorfer Bäckerei Sembritzki. Dort hatte die Verkäuferin den Artikel in der MAZ gelesen und wusste von der Aktion und sagte gleich: „Eine Plastiktüte gibt’s nicht.“

Uwe Zimmermann hat seine alte Filzjacke wieder hervorgekramt und damit richtig Eindruck gemacht. „Meine Frau findet sie auf jeden Fall super“, sagt er. Die Kinder Jascha und Neele können auf ihre Winterjacken aus synthetischen Kunststoffen hingegen nicht verzichten. „Dass muss auch nicht sein. Wir wollen ja nicht dogmatisch werden“, so Uwe Zimmermann. Als Mitarbeiter eines Herbergsbetriebes sieht er sich des Öfteren außer Stande, auf Plastik zu verzichten, schon allein aus Kostengründen. „Mich würde interessieren, wie die Umweltbilanz von Mehrwegflaschen und Plastikflaschen aussieht“, sagt er.

Beim Familientreffen der „Zimmermänner“ in der vergangenen Woche in Lübben spielte das Thema Plastikverzicht auch eine Rolle und reichte von Unterstützung bis hin zu Ablehnung. „Ich fand es schon gut, dass dieses Thema überhaupt zur Sprache kam und dass darüber nachgedacht wird“, fügt Uwe Zimmermann hinzu.

Über weitere Erlebnisse berichtet die vierköpfige Familie im Rahmen des Filmfestivals am 3. März ab 11 Uhr im Gutshaus in Wahlsdorf. Dort wird unter anderem der Film „Fluch der Meere“ gezeigt. Zudem wird der Experte Achim Sommer über Wölfe berichten. Der Eintritt ist frei. Für das leibliche Wohl ist gesorgt. (Von Margrit Hahn)