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Anni Geisler
Beeskower Widerstand im Film
Beeskow (MOZ) Selten wohl sitzt ein Publikum so angespannt vor der Filmleinwand wie am Mittwochabend in der Stadtbibliothek. Gegeben wird "Energieland", Hauptdarsteller: der Energieriese Vattenfall und die Menschen, die sich ihm und seinen Plänen in den Weg stellen. Regie führt die 29jährige Johanna Ickert.
Mit einer fünfstelligen Summe warb der Konzern Anfang 2010 an der Potsdamer Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" um Zusammenarbeit: ein Animationsfilm über CCS sollte entstehen, um die neue Technologie, Kohlendioxid bei der Verstromung der Braunkohle abzuspalten und in Millionen Tonnen unter der Erde zu verpressen, möglichst locker und anschaulich unter die Leute zu bringen. Die Hochschule zeigte kein Interesse, allein die Studentin Ickert reizte es zu zeigen, "wie die Menschen vor Ort mit dem Klimawandel als globalem Thema umgehen". Sie nahm den Auftrag an, unter der Bedingung freilich, dass der Geldgeber kein Recht hat, Zensur auszuüben. Dass sie kein Geheimnis daraus machte, woher das Geld für den Dokumentarfilm kam, half der Regisseurin, die Mitarbeiter von Vattenfall vor ihre Kamera zu bringen und schließlich auch die CCS-Gegner, die am Anfang solch ein Ansinnen weit von sich wiesen. Und nun reden beide Parteien Klartext!.
"Warum fühlen die sich eigentlich so betroffen davon? Ich hab: mir, ehrlich gesagt, noch nie einen Kopf darüber gemacht." Dieser Originalton eines führenden Vattenfall-Mitarbeiters bingt das Publikum in Wallung. Denn hier sitzen die Widerständler. In Beeskow, das ausersehen war, künftig auf dem abgespalteten Gas zu leben, sind sie und ihre Gleichgesinnten aus anderen Bürgerinitiativen im Land unter sich. Sie sehen sich nun im Film bei Protestdemonstrationen auf dem Beeskower Marktplatz und im Oderbruch, beim Malen und Aufstellen gelber Kreuze und wütend in der Regionalkonferenz mit Ministern von der LINKEN in Fürstenwalde. Harter Schnitt: die Vattenfall-Konzernzentrale in Cottbus, Herren in feinem Zwirn mit gestanzten Sätzen. Miteinander wird nicht geredet. Die Bürgerinitiative "Verpressung stoppen!" Beeskow hat eine Einladung zum Dialog abgelehnt - sie kann an ein Gespräch auf neutralem Boden, auf Augenhöhe, nicht glauben. Keine Demokraten sind das, befindet die Konzernleitung. Gab es eigentlich eine Annäherung, ein erkennbares Nachdenken über die Argumente der Widerständler in der Cottbuser Zentrale? Schließlich entschied sie im Dezember 2011, aus der CCS-Technologie auszusteigen. Eigentlich nicht, findet Johanna Ickert. Die hochgewachsene schlanke Frau hat das Kunststück fertig gebracht, mit dem Geld von Vattenfall einen Dokumentarfilm ganz ohne eigenen Kommentar zu drehen und trotzdem ihre Kritik an dem CCS-Projekt nie zu verleugnen. Bei Vattenfall musste man ihr Fairness zugestehen, bei der Vorstellung ihrer Arbeit in Beeskow an diesem Abend und auch an anderen Orten wird begeistert applaudiert.
"Die Braunkohle bleibt unser Thema - aber sind die Formen unseres Protestes effizient genug?" Ute Lein von der Beeskower Initiative will noch mehr Bürger erreichen, die wachsam die Wiederauferstehung von CCS verhindern und das Wachstum der erneuerbaren Energien unterstützen. Solidarisch zu sein heißt heute, das in der Energiestrategie des Landes Brandenburg angedachte neue Kohlekraftwerk in Jänschwalde überflüssig zu machen die dafür zu erschließenden Tagebaue und den Abriss von vier Dörfern. "Wäre das nicht ein neues schönes Projekt für Dich? fragt sie unter Beifall die Filmemacherin.
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